Tuesday, May 11, 2010

Stuck in Irigny

Ich bin gestern etwa 15km der Autobahn entlang von Lyon aus bis nach Irigny gewandert ohne eine gute Stelle zum Trampen oder einen Schlafplatz zu finden. Es reihten sich Ortschaft an Ortschaft, Gebäude an Gebäude und eingezäunte Natur an eingezäunte Natur. Meine Muskeln und Füße schmerzten, das ungewohnte Gewicht auf dem Rücken zog mich hinunter und scheuerte an meinen Hüftknochen, es wurde kühl und dunkel. Ich entschied mich, das Nächstbeste zu nehmen und das schien eine grüne Insel innerhalb eines Kreisverkehrs zu sein. Ja, es klingt verrückt, doch wenn man müde und erschöpft ist und nichts Gutes findet, ist eine Verkehrsinsel unheimlich attraktiv ;) Ich entdeckte eine Stelle, die recht gut verdeckt war - zumindest von drei Seiten - und baute dort mein Zelt auf. Es war der erste und sicherlich nicht der letzte Moment, in dem ich sehr froh darüber war, dass es in einer Tarnfarbe ist. Von einer Seite konnte ich gesehen werden, aber ich hoffte, dass das Zelt in der Dunkelheit mit dem Hintergrund verschwamm und dass die Fahrenden auch eher auf den Verkehr, als auf die Insel achteten. Ich schlief kaum und sehr unruhig, weil die lauten Autos mich oft aufweckten und ich durch die Lichter und das Rascheln in den Büschen immer das Gefühl hatte, entdeckt zu werden. Das Wandern war für den Körper anstrengend, das Schlafen für den Geist - weswegen ich nicht mehr als drei Stunden schlafen konnte. Ich packte meine Sachen und wollte zunächst weiterwandern. Als ich aber ein Stück gegangen war und feststellte, dass ich nicht wusste, wie ich in der Nähe der Autobahn bleiben könnte, weil die Wege alle von ihr weg zu führen schienen, kehrte ich zum Kreisverkehr zurück und wollte dort versuchen zu trampen. Ich stand etwa 10 Minuten da, als es in Strömen zu regnen begann und seit dem hat es nicht aufgehört. In dem Regen trampen wollte ich nicht - vor Allem war es fast aussichtslos, da die meisten keine nassen Menschen mitnehmen wollen.. Ich setzte mich dann also unter die Überdachung eines französischen Fast Food Restaurants bis es öffnete und seit dem sitze ich drinnen, habe mit 3€ für 3 Fruchtbecher (in denen tatsächlich frische und keine gesüßten oder Dosenfrüchte sind!) diesen Wahnsinn "Fast"- oder eher "Junk"-Food unterstütz - nehme mir aber im Gegenzug kostenloses W-LAN (Ich finde es überaus interessant, wie viel einfacher es ist an Internet, und auch noch kostenloses, zu kommen und wie viel schwerer es ist, ein kleines Fleckchen Natur zum Schlafen zu finden.), Strom, Wasser, Benutzung der Toiletten und die Annehmlichkeiten der Wärme und der Sitzgelegenheit. Ich glaube, ich koste gerade mehr als ich einbringe. Zumindest hoffe ich das.. Sobald es aufhört zu regnen mache ich mich auf und versuche so weit zu trampen, wie möglich. - Ich wurde hier gerade von einem jungen Mann angesprochen, der in vier Monaten ebenfalls eine längere Reise macht und sich dafür interessiert, wohin ich reise und wie es klappt. Er fand sehr interessant, was ich tue und hat um die Adresse meines Blogs gebeten - nun wollen schon zwei nicht-Deutschsprachige ihn lesen. Mal sehen, ob ich demnächst die Zeit finde ihn auf Englisch zu übersetzen :) Es ist ein eigenartiges Gefühl ganz alleine unterwegs zu sein und mit völlig neuen Situationen konfrontiert zu werden. Ich bekomme allmählich ein Gefühl dafür, wie sich Leben anfühlt, intensivstes Leben mit jeder Faser. Auch wenn es gerade sehr anstrengend ist, weil ich keine Erfahrungen habe und alles neu ist, merke ich, dass es mir doch gefällt. Das Leben nimmt eine vollkommen neue Form an und das fühlt sich richtig an. Passend dazu habe ich gerade auf der Suche nach CouchSurfing-Möglichkeiten in Barcelona ein Zitat auf einem Profil entdeckt:

"A man needs to travel. By his own means, not by stories, images, books or TV. By his own, with his eyes and feet, to understand what he is. To some day plant his own trees and give them some value. To know the cold to enjoy the heat. To feel the distance and lack of shelter to be well under his own ceiling. A man needs to travel to places he doesn't know to break this arrogance that makes us see the world as we imagine it, and not simply as it is or may be. That makes us teachers and doctors of what we have never seen, when we should just be learners, and simply go see it."
Amyr Klink

Mit diesen Worten: Bis bald! Es hat aufgehört zu regnen :)

Mein Schlafplatz.

1 comment:

  1. Du bist ja echt mal cool! :-) Viel Spaß noch!
    Wo ist Beneficio? (Kann das grade nicht anschaune, weil ich keine Kopfhörer bei hab)
    Sandra

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