Er kommt aus einer ganz anderen Welt (oder wohl eher komme ich aus einer anderen Welt..) und ich habe ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt, da ich keine Lust hatte mich zu erklären, womöglich verteidigen zu müssen und auf ihn wie ein Fremdkörper in seinem Auto zu wirken. Ich habe ihm zum Beispiel gesagt, dass ich nur eine Pause vom Studium machte oder dass ich mir kein Sandwich kaufen möchte, weil ich bereits gegessen hatte. Es ist ermüdend alles erklären zu müssen und da scheinbar nichts, was ich tue, normal ist, komme ich sehr oft in die Situation, es doch zu erklären.
Ich finde es jedoch auch interessant in solchen Momenten in eine andere Rolle zu schlüpfen, zu schauen, wie Menschen sich mir gegenüber zeigen, wenn ich mich nicht „enttarne“ und um so Zugang zu andersartigen Menschen zu bekommen, aber auch um mir selbst vorzustellen, wie mein Leben hätte bisher anders verlaufen können, was für ein anderer Mensch ich hätte sein können. So haben wir uns also unter Anderem darüber unterhalten, was ich nach dem Studium machen möchte ;)
Ich konnte dennoch auch ein bisschen Rohkost-Werbung machen. Ich hatte mir in Paris nämlich einen Smoothie gemacht und in meine Flasche gefüllt. Er wurde darauf aufmerksam und fragte, ob das Suppe sei. Ich erklärte ihm, was es war und was drin war (Salat, Banane, Datteln, Erdnüsse) und er fand es sehr interessant. Vielleicht macht er sich nun auch einen :) Als er erfuhr, dass ich nicht wusste, wo ich in Lyon schlafen würde, begann er sich Sorgen um mich zu machen. Es war Mitternacht als wir ankamen und es regnete. Er sagte, dass er Angst hätte mich jetzt einfach so raus zu lassen und bot mir sogar an, dass ich, wenn ich wollte, bei seinem Freund, bei dem er seine Sachen erstmal in der Scheune unterstellte und übernachtete, auch übernachten konnte. Ich war mir tatsächlich sehr unsicher darin, mir nachts in Lyon einen Schlafplatz zu suchen und so nahm ich das Angebot an. Der Freund wohnte in einem kleinen Ort 20 km von Lyon entfernt – aber die Entfernung war kein Problem, da Marc am nächsten morgen wieder nach Paris zurückfuhr um das Mietauto abzugeben und mich dabei wieder im Zentrum von Lyon absetzen konnte. Beim Freund angekommen, half ich erstmal dabei, die Möbel und Kartons aus dem Auto zu tragen und fiel dann um etwa 2 Uhr nachts müde ins Gästebett – welches im Vergleich zu meiner möglichen Alternative, ein Zelt im Regen, sehr luxuriös war. Aber schon nach vier Stunden musste ich wieder aufstehen, damit Marc mich nach Lyon fahren konnte. So bin ich seit 6.30 Uhr morgens hier in Lyon unterwegs und sitze gerade in einer Seitenstraße mit meinem Netbook, während ich das Wetter genieße und die umhergehenden Menschen beobachte. Lyon ist eine sehr schöne Stadt, sie ist sehr groß, aber dennoch sehr übersichtlich und nicht überfordernd oder hastig. Und die Menschen sehen zwar eher oberflächlich und genervt aus, sind bei direkter Ansprache aber überaus freundlich und hilfsbereit. Ich habe keine Ahnung, wo ich heute übernachten werde, ich denke, dass ich mal der Autobahn entlang wandere, um dann irgendwo im Feld mein Zelt aufzuschlagen und morgen früh nach Montpellier zu trampen. Ich hatte ursprünglich vor, nach Marseille zu gehen, aber Marc meinte, dass Montpellier wesentlich schöner sei und da es auch eher auf meinem Weg und ebenfalls wie Marseille an der Küste liegt, habe ich mich umentschieden. Zudem hat mir Marcs Freund noch angeboten, dass ich dort bei einer Freundin von ihm schlafen könnte, was ich unheimlich nett fand und ich werde auch vielleicht dieses Angebot annehmen.
Bis bald - wahrscheinlich in Montpellier!
Luxus pur in der Nähe von Lyon ^^ |
In Lyon. |
In einer Seitenstraße. |
Wow, das hat ja wirklich super geklappt, toll! Hoffentlich geht es so weiter! (Und das mit Montpellier hab ich auch schon gesagt ;-p)
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