Thursday, October 14, 2010

Funkstille

Es hat sich viel getan die letzten Monate. Und das wird mir jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin, besonders stark bewusst. Die Welt sieht hier anders aus, als sie im April aussah. Sie hat sich aber im Grunde kein Stückchen verändert. Was sich verändert hat, ist meine Sicht auf sie.
Und auch meine Gedanken, Wünsche, Meinungen haben sich verändert oder sind klarer geworden. Vieles ist auch unklarer geworden. Sehr vieles.

Einerseits sind die Veränderungen sehr groß. Andererseits wird mir aber auch bewusst, wie viel Veränderung noch vor mir liegt und im Vergleich dazu habe ich nur erste, sehr kleine Schritte getan.
Dieser Satz ist bekannt: Je mehr ich weiß, umso mehr weiß ich, dass ich nichts weiß.
Ich denke, auch so stimmt es: Je mehr ich über mich selbst weiß, desto mehr weiß ich, dass ich nichts über mich weiß.

Es haben sich auch meine Wünsche bezüglich diesem Blog verändert. Wie ich ihn bisher geführt habe, hat bis bisher zu mir gepasst, nun aber nicht mehr. Ich möchte ihn umgestalten und habe mich deswegen nach und nach immer mehr zurückgezogen. Jetzt herrscht hier Funkstille. Dafür aber umso mehr Getöse in meinem Kopf. Wenn sich das wieder gelegt hat, werden hier die Ergebnisse dieses Sturms sichtbar sein. Doch wann der sich legt, weiß ich nicht.
Wir werden es sehen.

Es bleibt spannend.

Saturday, September 11, 2010

Was die Rohkost mit mir macht

Ich ernähre mich nun seit sieben Monaten roh und ich denke, es ist Zeit für eine erste Bilanz. Ich habe noch lange nicht das Gefühl, dass bereits alle Veränderungen vollzogen sind. Ich habe gehört, dass die ersten ein bis zwei Jahre intensiv sind. Ich würde aber nicht sagen, dass sie anstrengend sind. Natürlich gibt es gewisse Punkte, die überwindet werden müssen: Die Sucht nach Kochkost und die Entgiftung. Allerdings sind die positiven Entwicklungen so groß und nehmen immer weiter zu, wohingegen die Sucht und Entgiftung abnehmen, dass ich niemals denken würde, dass es das nicht Wert ist oder zu anstrengend ist. Ich habe es aber auch zugegeben einfacher. Der soziale Faktor des gemeinsamen Essens und die Konfrontation mit Kochkost ist recht gering bei mir. Ich lebe alleine und in der Natur. Ich rieche nur selten Kochkost und bin nur selten anwesend, wenn Kochkost gegessen wird. Auch sehe ich nicht ständig Plakate und Werbungen und Restaurants und Bäckereien und andere Dinge, mit denen ich in der Stadt konfrontiert, nein, eher manipuliert werden würde. Ich bin von Natur umgeben, und von Wildkräutern und Früchten, die hier einfach so um mich herum wachsen. Das wirkt sehr heilsam, nicht nur bezüglich der Ernährung. Auch gibt es hier viele Menschen, die dem Thema gegenüber aufgeschlossen sind oder sich selbst roh ernähren oder dies tun möchten. Somit kann ich mich viel austauschen. Und entsprechend sieht auch das Angebot an rohen Lebensmitteln in Orgiva aus, dem nahegelegenem Dorf, in dem ich einkaufen gehe. Hier gibt es im Sommer auf dem Wochenmarkt einen Rohkost-Stand mit Kuchen, Energiebällchen und jeder Menge Superfoods. Des weiteren gibt es mehrere Reformhäuser, von denen eines von ehemaligen Rohköstler_innen geführt wird und entsprechend auch viele interessante Sachen führt: rohes Eis, Superfoods, Cracker, rohe Schokolade und Kuchen etc.. In Deutschland würde ich wohl einiges bestellen müssen, was ich hier einfach im nächstliegenden Dorf kaufen kann.
Das macht mir die Umstellungsphase viel angenehmer. Es ist wie eine Kur für Leib und Seele :)

Um eine Bilanz zu ziehen, habe ich eine Liste zusammengestellt mit positiven Veränderungen, seit dem ich mich roh ernähre. Es ist sicherlich nicht alles nur auf die Rohkost zurückzuführen, sondern auch darauf, dass ich in der Natur bin, frische Luft atme, mich mehr bewege, mehr Sonne habe etc. Es ist wohl ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken, aber ich denke, dass die Ernährung da ein sehr wichtiger, treibender Faktor ist. (Was eher mit Leben in der Natur zusammenhängt, werde ich vielleicht in den nächsten Wochen in Deutschland erfahren, wo ich wieder mit Stadtleben konfrontiert bin. Ich bin gespannt darauf, wie sich dies auswirken wird.)
Ich habe mich auch bemüht, Punkte zu finden, die sich negativ entwickelt haben seit der Rohkost. Ich kann aber tatsächlich nichts finden. Höchstens Punkte, bei denen (noch) keine Veränderung aufgetreten ist oder ich mir eine stärkere Veränderung wünschte. Da bin ich aber sehr zuversichtlich, dass sich dies auch noch weiterentwickeln wird und ich meine Liste der positiven Veränderungen mit den Monaten erweitern kann.
Nun also die positiven Veränderungen, die aufgetreten sind, seit dem ich mich roh ernähre:

- Meine Haut kann besser mit Sonne umgehen. Ich hatte in den vier Monaten spanische Sonne, und sehr viel davon, nie Sonnenbrand und habe auch nie Sonnenschutzcreme verwendet.
Hatte aber durch den Urlaub auf La Gomera schon eine gewisse Gewöhnung an die Sonne. Dennoch: Selbst auf La Gomera hatte ich nur einen geringen Sonnenbrand, wohingegen ich die letzten Jahre trotz intensiven Gebrauch von Sonnenschutzcreme selbst in der deutschen Sonne es immer wieder geschafft habe, einen Sonnenbrand zu bekommen.. Des weiteren habe ich eine sehr intensive, gesunde Bräune.
- Hautbeschaffenheit und -aussehen wird Monat für Monat besser. Haut wird straffer, fester, weicher. Hautprobleme, wie Pickel, Ausschlag etc. werden immer geringer und verschwinden allmählich ganz. Ich habe eine leichte Form von Neurodermitis, die aber schon fast vollständig verschwunden ist. Keine trockene Haut mehr, wie zuvor ständig. Ich benutze keine Tagescremes oder Bodylotions mehr – weil ich sie nicht brauche.
- Höhere Leistungsfähigkeit, obwohl sich die Kalorienaufnahme Monat für Monat verringert. Schlafzeit wird kürzer. Anfangs brauchte ich 10-12 Stunden und einen Mittagsschlaf um nicht müde zu sein, jetzt brauche ich 8-9 Stunden und keinen Mittagsschlaf. Kann auch ohne Probleme damit umgehen, wenn ich weniger Schlaf bekomme, auch über mehrere Tage hinweg. Ich erhoffe mir aber, dass sich die Schlafzeit noch weiter verringert (wie ich das von anderen gehört habe).
- Schnelleres Aufwachen. Früher brauchte ich oft Stunden, bis ich auf der Höhe war.. Jetzt stehe ich auf und der Tag beginnt. Ich sehe auch so aus. Keine tiefen Augenringe oder ein angeschwollenes Gesicht am Morgen mehr.
- Keinen schleimigen Husten oder Halsschmerzen mehr (zuvor ständig und selbst im Sommer, es gehörte zu meinem Alltag).
- Steigende Kälte- und Hitzeresistenz.
- Harmlose Periode. Fast keine Auswirkungen auf meine Stimmung (zuvor große Stimmungsschwankungen, Depressionen, Müdigkeit, Wunsch mich zurück zu ziehen und zu isolieren). Dauert nur 2-3 Tage an (zuvor: 5-7). Geringe Blutung (zuvor: große Mengen an Blut). Keine oder sehr geringe Schmerzen (zuvor: sehr schmerzhafte Bauchkrämpfe und allgemein stark gesteigertes Schmerzempfinden).
- Angenehmer Körpergeruch, kein Mundgeruch, milderer Geruch der Körperausscheidungen.
- Weniger Zahnablagerungen.
- Fast nie Blähungen und wenn, dann durch zu große Mischung der Speisen (zuvor: seit Jahren ständige Blähungen und scheinbar grundlos).
- Gewichtsreduzierung (etwa 12-15 Kilo in sieben Monaten, genauere Angabe, sobald ich mich wiegen kann ;).
- Besserer, tieferer Schlaf (zuvor: öfter Probleme ein und durch zu schlafen).
- Weitaus seltener Muskelkater, fast nie.
- Gesteigertes Gefühl für, wie mir scheint, natürliches Leben. Gesteigertes Körpergefühl. Gesteigerte Instinkte. (Beispiele: Schlafenszeit normalisiert sich, kein Aufbleiben bis tief in die Nacht. Natürliche Müdigkeit, wenn die Sonne untergeht und Aufwachen, wenn es hell wird. - Unangenehmes Gefühl bei Feuer. Fühle die potentielle Gefahr. Leichter Fluchtinstinkt.)
- Andere Suchtmittel (außerhalb der Ernährung) wie Alkohol und Drogen haben keinen Reiz für mich. Ich habe noch relativ kurz vor der rohen Zeit einem Bier in Gemeinschaft nicht widerstehen können, obwohl ich das Gefühl danach bereits nicht leiden konnte. Ich habe festgestellt: Je mehr ich meine Ernährung umgestellt habe, je gesünder ich gelebt habe in den letzten Jahren, desto geringer wurde der Reiz von Alkohol und Drogen und desto unangenehmer fühlte sich der Konsum an. Ich würde trinken und rauchen, wenn ich denn wollte. Ich will jedoch nicht. Ich sehe keinen Grund mehr darin es zu tun und weiß nicht, warum ich mich anders fühlen wollte, als ich mich jetzt fühle.
- Gesteigerte Spiritualität, Naturliebe, Selbstvertrauen, Ruhe, Geduld, Freude, Gefühl der Dankbarkeit, Zuversicht. Immer weniger und mildere Stimmungsschwankungen. Gefühle wie Auswegslosigkeit, Wut, Trauer, Ärger, Selbstmitleid, Aggressionen werden immer seltener, kürzer andauernd und schwächer.
- Klareres Denken, schnellere Problemlösung, mehr Konzentration.
- Gesteigerter Geruchs- und Geschmackssinn (sowohl im Vergleich zu mir früher als auch zu anderen Kochköstler_innen).
- Alte, verdrängte Emotionen kommen wieder auf und können nun verarbeitet und gelöst werden.

Ich habe festgestellt, dass die positiven Entwicklungen umso deutlicher hervor kommen, je natürlicher meine Ernährung ist, also je weniger Zubereitetes ich esse, je weniger ich insgesamt esse, je weniger Fett und Proteine ich esse etc. Die beste Entwicklung hatte ich, als ich mich eine Woche lang nur von den Dingen ernährt habe, die hier wachsen, also Feigen, Kaktusfeigen, Weintrauben, Brombeeren und Wildkräuter.
Des weiteren habe ich die meisten dieser Entwicklungen bereits leicht bei den vorherigen Veränderungen meiner Ernährung wahrgenommen, also als ich mich vegetarisch und später vegan ernährt habe, während ich allmählich mehr und mehr Rohkost zu mir genommen habe und als ich im letzten Herbst mich einen Monat roh ernährte. Als ich wieder zur Kochkost zurückkehrte, sind diese positiven Entwicklungen entsprechend wieder zurückgegangen/verschwunden.
Auch interessant ist, dass ich durch Austausch mit anderen Menschen und durch Lesen von Rohkost-Erfahrungen Anderer feststelle, dass der größte Teil der Punkte genauso auch von anderen beobachtet wird.

Ich habe aber die letzten Monate nicht nur Rohes zu mir genommen. Zum einen sind mir das ein oder andere Mal versehentlich unrohe Dinge untergekommen, wie z.B. Nüsse, die sich als unroh herausgestellt haben, oder Riegel, die auf den ersten Blick roh zu sein schienen, beim genaueren studieren der Zutatenliste aber nur 50-75% roh waren.
Ich habe allerdings auch bewusst einige Male Kochkost gegessen. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ein Mal aus sozialen Gründen: In der Big Lodge wird gemeinsam Essen zubereitet und da ich immer zu allem nein sage, was dort herumgereicht und geteilt wird (Essen, Wasserpfeifen, Zigaretten, Joints), habe ich mich einmal beim Essen dazu entschieden, nicht nein zu sagen, um zu schauen, wie ich darauf reagiere und was mir der soziale Faktor von (gekochtem) Essen bedeutet.
Andere Male (die Male, die ich bewusst Kochkost gegessen habe lassen sich an zwei Händen abzählen) habe ich Kochkost entweder wieder aus Neugierde probiert, ob und wie ich darauf reagieren würde, aber auch weil die Sucht noch nicht ganz überwunden ist. Ich quäle mich nicht, sondern tue, was ich möchte. Wenn das Gefühl „Das will ich essen.“ sehr groß ist, dann lasse ich es zu. Ich fühle mich gestärkt genug in der Rohkost, ich weiß, dass ein bisschen Kohkost mich nicht ins Wanken bringen wird. Ich sehe keinen Grund, zu der Kochkost zurück zu kehren. Deswegen lasse ich es die ohnehin seltenen Male zu und beobachte dann. Was macht die Kochkost mit mir? Dies gibt es im nächsten Eintrag zu lesen :)

Beni lässt nicht los...

Eigentlich möchte ich ja schon seit längerem in Deutschland sein, aber irgendwie habe ich es noch nicht dorthin geschafft. Es scheint fast so, als ob Beneficio mich festhält..
Anfangs wollte ich es mir hier nur anschauen, nur so ein, zwei Monate bleiben und dann weiterreisen. Dann gefiel es mir hier aber so gut, dass ich mich entschied einen Monat länger zu bleiben. Als dieser Monat verging und ich mich aufmachen wollte, brachten mich verschiedene Punkte dazu, doch noch länger zu bleiben. Wie ich bereits schrieb, bin ich vor einigen Wochen umgezogen. Ich wollte das schnell erledigen und dann aufbrechen, aber es kamen Fragen auf, die ich zunächst klären musste (ob die Nachbarn auch einverstanden sind, dass ich dort lebe, und ob nicht noch jemand anderes Interesse an demselben Platz hat). Auch hatte ich keine Mitfahrgelegenheit und war mir unsicher, ob ich wieder bereit zum Trampen bin.
Die Fragen geklärt und an meinen geliebten Platz gezogen ging es einige Wochen später endlich los, ich verließ Beneficio.. Nur um beim Trampen zwei Tage an der gleichen Stelle hängen zu bleiben und Erfahrungen damit zu machen, wie schwer es sein kann in Spanien zu Trampen und vor Allem mit einem Hund.
Letztlich traf ich Leute aus Beneficio, die gerade von einem Festival zurück nach Beni fuhren. Ich war so ermüdet von den Strapazen, nicht weiter zu kommen und nach den Monaten in der Natur wieder auf die Stadt zu treffen, dass ich nicht widerstehen konnte, mit ihnen zurück zu fahren. Also wieder hier..
Diesmal habe ich eine Mitfahrgelegenheit gefunden, die mich mitsamt Hund von Orgiva bis nach Karlsruhe fährt. Perfekt. Am Donnerstag sollte es eigentlich bereits losgehen und Freitag Abend hätte ich ankommen sollen, die Fahrt wurde jedoch kurzfristig verschoben. Montag soll es nun sein. Hoffen wir es..

Noch gar nicht in Deutschland angekommen, falls ich es überhaupt jemals schaffe, denke ich schon wieder an meine Rückreise. Da ich mich dazu entschieden habe, hier den Winter zu verbringen, möchte ich gerne ein paar Sachen aus Deutschland hierher bringen.
Ich bräuchte dazu allerdings ein Auto. Somit schalte ich hier ein Gesuch: Wer hat ein Auto mit viel Stauraum (ein Van, Minibus o.Ä.) und möchte gerne Ende Oktober oder im November mit mir, meinem Hund Luna und eventuell ein bis zwei weiteren Personen nach Beneficio fahren, um es sich hier anzuschauen? Benzinkosten werden natürlich geteilt. Des weiteren kann ich anbieten: Übernachtung auf meinem Platz oder in der Nähe in einem Zelt (habe ein 4-Personen-Zelt und ein weiteres 1-2 Personenzelt), Tour durch Beneficio und Einführung in die rohe, stromlose Kost :). Soweit ich selbst bewandert bin auch gerne eine Wildkräuterwanderung (bin selbst gerade dabei über die Kräuter hier zu lernen, aber wir können ja gemeinsam lernen :)
Vielleicht haben auch mehrere Interesse. Dann könnten wir als Gruppe fahren und meine Sachen könnten auf mehrere, kleinere Autos verteilt werden.
Bei Interesse bitte Nachricht an: loveforfruits@gmail.com

Tuesday, August 24, 2010

Ein kleiner Gang durch Beneficio...

...und durch meine Zeit hier.

Als ich in Beneficio ankam, hatte ich bereits über die Freundin einer Freundin einen Kontakt hier und über diesen Kontakt konnte ich mein Zelt auf einer Terrasse aufstellen und für mich sein. Andernfalls wäre ich vielleicht im Tal geblieben und hätte mein Zelt dort aufgestellt, wo auch andere Camper ihre Zelte haben. Wie schon erwähnt gibt es viele, die Beneficio nur für ein paar Tage oder Wochen besuchen, besonders zur Ferienzeit, und diese sind meist in einem kleinen Waldstück, das den Anfang Beneficios darstellt.
Davor liegt der Car Park. Ein häßlicher Parkplatz auf dem auch einige in ihren Wohnmobilen oder zusammen gezimmerten kleinen Häuschen seit Jahren wohnen. Hier liegt recht viel Müll rum, wird öfter laute, elektronische Musik gespielt und Alkohol getrunken und hier sind leider oft Betrunkene zu finden, wohingegen innerhalb Beneficios niemand betrunken sein sollte. Der Car Park wäre der häßliche Teil Beneficios, nur dass es eigentlich kein Teil Beneficios ist. Offiziell beginnt Beneficio mit dem Waldstück, dennoch ist der Car Park ein Teil des Alltags hier.

Dem Weg durch den Wald folgend kommen wir direkt auf die Big Lodge zu – der Gemeinschaftsplatz. Es gibt hier einen großen gemeinschaftlichen Garten, eine Freiluftküche, ein 10m weites Tipi, dass bei Regen und im Winter genutzt wird, und eine Fläche unter Bäumen, die im Sommer genutzt wird. Hier wird mehrmals im Lauf des Tages gemeinschaftlich Essen zubereitet (Gemeinschaftsessen ist immer vegetarisch und meist auch vegan). Wenn das Essen fertig ist, wird viermal durch ein Horn geblasen um allen Bescheid zu geben. Das Essen ist aus dem Garten oder wird mit gespendetem Geld gekauft – dieses ist entweder aus der „Magic Box“, die neben dem schwarzen Brett vor dem Tipi steht, oder aus dem „Magic Hat“, der ab und an begleitet von einem gemeinsam gesungenen Lied durch die Runde gereicht wird.
Neben dem Essen spielt die Musik eine große Rolle. In der Big Lodge liegen viele Trommeln und ein paar andere Instrumente, damit sich jedeR etwas greifen und spielen kann. Manchmal gibt es auch tagsüber Musik, meist aber eher abends. Irgendwas gibt es eigentlich jeden Abend, doch was genau ist jeden Tag eine Überraschung. Manchmal sind nicht viele da, manchmal ist die Big Lodge voll. Manchmal sind die meisten Gesichter fremd, manchmal sind viele Bekannte da. Manchmal wird leise vor sich hingetrommelt, manchmal werden gemeinsam Bhajans gesungen, manchmal wird wild gejammt, manchmal spielen einzelne ihre gecoverten oder auch selbstkomponierten Songs vor. Manchmal wird auch gar nichts gespielt, sondern nur gequatscht. Oft gibt es etwas zu lachen. Manchmal gibt es besondere Überraschungen und ein Saxophonist ist da oder eine Geigerin oder es gibt eine Feuershow zu sehen, oder es werden neue Lieder aus aller Welt von den Besuchern gesungen und gespielt. Wenn immer ich Lust habe und nicht allzu müde bin, gehe ich zur Big Lodge und schaue, was es so gibt. Oft genug bleibe ich :)
Vor Allem einmal im Monat, zu Vollmond, sollte mensch sich die Big Lodge nicht entgehen lassen. Da finden sich die meisten Menschen zusammen und es gibt viel Essen und Musik.

Dem Weg nach der Big Lodge immer weiter folgend, zur Linken von einem Fluß begleitet, könnten wir irgendwann rechts abbiegen und hoch gehen, wo es einen kleinen Pool gibt. Dieser ist etwa fünf auf zehn Meter groß und im Wasser hat Mensch einen Blick durch die Berge. Ein eigenartiges Gefühl im Wasser zu sein und eine Aussicht auf die Berge zu haben..
Oder aber wir entscheiden uns weiter gerade aus zu laufen, lassen uns von den Windungen des Weges und den Gärten links und rechts nicht irritieren und kommen zu einem sehr großen Wasserfall. Es gibt hier viele kleinere Wasserfälle, dieser jedoch ist der größte und wenn das Wasser nur so runterfällt – leider kommt nicht immer so viel Wasser – ist es ein unheimliches Vergnügen an einem heißen Tag unter dem eiskalten Schwall zu stehen.
Neben dem Wasserfall gibt es einen kleineren Pool. Zum Bahnen schwimmen ist der Pool zu klein und nicht überall tief genug, für eine kleine Abkühlung aber immer gut und vor Allem wird er von Quellwasser gespeist. Direkt neben dem Pool ist nämlich eine Quelle mit frischem Schneewasser aus den Gipfeln der Berge. Es gibt viele Quellen in Beni (Kosename Beneficios), aber ich denke, dass das Wasser aus dieser Quelle das Beste ist.

Wenn wir nun wieder den Weg ein Stück zurück gehen, sehen wir zur Rechten zwei Baumstämme, die über den Fluß führen, an dem entlang wir größtenteils gelaufen sind. Hier ist auch ein Schild auf dem Brot und Käse auf spanisch und englisch beworben wird, das neben dem Fluß verkauft wird. Diesen Fluß überquerend und den Berg hinauf steigend kommen wir irgendwann, wenn wir die richtigen Abbiegungen nehmen, auf die Terrasse, auf der ich bisher gelebt habe. Auf der rechten Seite der Terrasse gibt es ein kleines Steinhaus, dass ursprünglich ein kleiner Pool werden sollte, dann zu einem Haus umgebaut wurde, nun aber hoffentlich wieder bald zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt werden kann.
Die Terrasse ist bereits sehr schön, doch ich habe mich nun in eine zwei Terrassen höher gelegene Terrasse verliebt. Nach ein paar Unsicherheiten, Gerüchten jemand anderes wollte auch dort wohnen, die sich aber als falsch herausgestellt haben, bin ich nun endlich hier.

Aber warum bin ich hierher hochgezogen, wenige Zeit bevor ich zurück nach Deutschland komme? Habe ich etwa vor hierher zurück zu kommen, gar hier zu leben?
Die eindeutige Antwort darauf wird sich wohl erst mit der Zeit und dem aktiven leben der Antwort zeigen – denn ich lasse mich nicht mehr festlegen. Ich genieße nun die Freiheit, jederzeit eine komplett andere Richtung einzuschlagen.
Doch ja, derzeit habe ich die Idee hier den Winter zu verbringen und dann weiter zu schauen. Die Reiselust hat mich noch lange nicht verlassen. Doch ich wünsche mir auch eine Art Heimbasis zu haben, wohin ich immer wieder zurückkehren kann und wo ich auch immer wieder ausruhen kann. Vielleicht ist Beneficio hierfür geeignet.

Und sonst so? :)

Ich bin nun mit einer Tierfreundin. Ich habe mich in einen hier geborenen Welpen verliebt und wir sind nun seit zwei Monaten zusammen unterwegs und planen, den Rest unseres Lebens gemeinsam zu verbringen. Sie heißt Luna. Wir sind sehr glücklich zusammen :)

Ich genieße das Leben. Und die Rohkost. Mehr dazu nächstes Mal ;)

(Ich würde gerne mit Fotos von Allem dienen, doch leider ist meine Kamera kaputt und es gibt in dem hier benachbarten Dorf keine Gute. Somit müssen wir warten bis ich mir eine neue in Deutschland gekauft habe und wieder hier bin ;)

Sunday, August 1, 2010

Momentaufnahmen, Bruchstücke - snap-shots, fractions

Ich habe wieder lange geschwiegen. Doch nicht, dass es nichts zu erzählen gäbe. Im Gegenteil. Ich könnte wohl Bücher schreiben über das, was ich erlebe und erfahre und lerne. Aber diese Bücher würden mich abhalten vom Erleben. Würde ich jetzt Bücher schreiben, hätte ich schnell nichts mehr um es aufzuschreiben. Also schweige ich lieber öfter, und erlebe.

Genau hier, wo ich bin, bin ich richtig. Es ist nicht wichtig, wo ich bin. Nur eins ist wichtig: Genau hier wo ich bin, bin ich richtig. Dieses Gefühl und diese Gewissheit habe ich mir lange gewünscht und wünsche ich nun allen. Irgendwann werde ich wohl woanders sein und dort werde ich dann genauso richtig sein. Was zählt, ist der Moment. Das Jetzt und Hier. Nichts ist ewig, nur der stetige Wandel.

Beneficio ist ein magischer Ort. Zieht an. Sowohl Positives als auch Negatives. Manches Mal erschreckt mich durchaus das Negative, das angezogen wird. Aber ich sehe das Potential. Es gibt einen Grund, warum sich diese Kommune, oder Nicht-Kommune, hier befindet. Dieser Ort ist magisch. Noch ist die Magie eher subtil. Aber sie wird sich entfalten und ich möchte dabei sein. Ich möchte nicht nur dabei sein um zu zuschauen. Ich möchte ein Teil der Entfaltung und Veränderung sein. Ich möchte sie mit hervorbringen.

Es gibt viele magische Orte auf dieser Welt und Beneficio ist nur einer davon. Viele werden die Magie oder das Potential Beneficios nicht sehen oder werden nicht ein Teil dessen sein wollen oder nicht wissen, wie sie ein Teil dessen sein können. Sie werden dann andere magische Orte finden, derer sie ein Teil sein wollen und können. Oder diese Orte werden sie finden. Ich weiß nicht, ob ich Beneficio gefunden habe, oder Beneficio mich. Wohl beides gleichzeitig. Es soll so sein.

Ich bin glücklich, dankbar und zuversichtlich. Und gespannt, wie es sich weiterentwickelt. Das Leben ist ein Spiel. Ein witziges, großartiges, abenteuerliches, spannendes Spiel. Sobald das erkannt ist, fängt es an Spaß zu machen.
Oder: Das Leben ist ein großes Theater. Solange wir unsere Rolle spielen in dem Glauben, alles ist, wie es scheint und alles entzieht sich unserem Einfluss, ist es eine Tragödie. Aber sobald wir einen Schritt zur Seite tun und sehen, dass wir Schauspieler, Regisseure, Autoren und Zuschauer in einem sind, sehen wir, dass es eine Komödie ist. Eine unheimlich gute Komödie. Ironisch und satirisch. Und oft sehr schwarz. Komplex und abstrakt. Selten sofort verstanden. Aber dennoch: Eine Komödie.


I was quiet for a long time again. But not, that there is nothing to be said. In contrary. I could probably write books about what I experience and learn. But these books would keep me of experiencing. Would I write books now, soon I wouldn't have anything to write down anymore. So I keep silent more often, and experience.

Exactly where I am, I am right. It is not important, where I am. Just one thing is important: Exactly where I am, I am right. I wished for this feeling, this confidence for a long time and now I wish everybody to feel this. Someday I will be somewhere else, and there I will be right as well. What counts is the moment. The now and here. Nothing is forever, except constant change.

Beneficio is a magic place. It attracts. Positive as well as negative things. I am indeed sometimes frightend by the negative things, that are being attracted. But I see the potential. There is a reason, for why this commune or non-commune is here. This place is magic. But at the moment this magic is subtle. But it is going to unfold itself and I want to be there, when it does. Not only do I want to be there to watch. But also to be a part of the unfolding and change. I want to contribute to it.

There are many magic places on this planet and Beneficio is just one of them. Many will not see Beneficio's magic and potential or will not want to be a part of it or will not know, how to be a part of it. They will find other magic places, of which they want to and can be a part. Or these places will find them. I don't know, whether I found Beneficio or Beneficio found me. Probably both at the same time. It is supposed to be that way.

I am happy, thankful and confident. And looking forward to how it goes on. Life is a game. A funny, great, adventurous, thrilling game. When you realize this, the real fun begins.
Or: Life is a big theater play. As long as we play our roles believing everything is as it seems and we have no influence over anything, it is a tragedy. But as soon as we put a step aside and see, that we are actors, directors, scriptwriters and viewers at the same time, we see, that it is a comedy. A pretty good one as well. Ironic and satiric. And often black. Complex and abstract. Rarely immediately comprehensed. But still, a comedy.

Wednesday, June 23, 2010

Lernen in Beneficio

Wie ich schon schrieb, ist Beneficio ein wunderbarer Ort zum Lernen. Es berührt mich sehr zu sehen, dass viele Menschen hier sehr aktiv sind und offen für neue Erfahrungen und neues Wissen. Aus der städtischen Perspektive war ich mir nicht immer so sicher, ob der Mensch tatsächlich von sich aus nach stets mehr Wissenserlangung strebt und von Neugierde getrieben wird. Durch den ständigen Zwang von Außen, zu lernen und sich fortzubilden, durch den Zeitdruck und dem Wettbewerbsdruck und dem Überlebensdruck bezüglich der finanziellen Situation entsteht bei vielen eher eine Sattheit gegenüber dem Lernen und Erfahrungen sammeln und Nachdenken. Es entsteht der Wunsch, den Kopf ab-, den Fernseher anzuschalten und andere für einen denken zu lassen – ob es nun ums Essen geht oder Politik. Andere entscheiden für einen und meist entscheiden wenige – Lobbyisten, Politiker_innen und andere Menschen mit wirtschaftlichen Interessen – für die Mehrheit.
Hier hingegen entscheidet jede_r für sich und alles ist entspannt. Niemand zwingt einen zu irgendetwas. Jede_r kann den Tag nach den eigenen Vorlieben gestalten, kann ihn komplett verschlafen und Drogen konsumieren und wird darin in Ruhe gelassen. Es gibt natürlich dann auch einige, die das genau so tun, die nicht viel mehr tun, außer Schlafen, Essen und Kiffen. Und das ist okay so. Jede_r darf das Leben so gestalten, wie er/sie mag. Und genau weil dies so ist, weil eben keine negative Gegenreaktion kommt, bleibt dies bei vielen eine Phase. Meist ist es eine Phase der Heilung – die Wunden, die von der so genannten Zivilisation davongetragen werden, müssen erst einmal verheilen und es tut gut, absolut nichts zu tun und vor Allem entspannt absolut nichts zu tun, ohne ständige Ermahnungen und Kommentare von Außen. Nach dieser Heilungsphase entsteht dann bei vielen plötzlich eine unheimliche Energie und ein Tatendrang. Auch hier wird dies dadurch unterstützt, dass kein Druck von Außen herrscht. Niemand muss etwas für die Gemeinschaft tun, niemand muss hier auf eine bestimmte Art und Weise leben, niemand muss sich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren oder auf eine bestimmte Art und Weise denken. Im Gegenteil – Vielfalt ist erwünscht, ehrlich erwünscht mit dem Bewusstsein, dass Vielfalt auch Exzentrizität oder Isolation mit sich bringen kann.
Wenn die Energie kommt, dann kann sie sich frei entfalten ohne direkt gegen eine Wand zu rennen.
Ich hatte auch meine faule Phase. Zwar hatte ich irgendwo auch einen gewissen Tatendrang, wollte etwas tun, aber die Lethargie war stärker. Und nachdem ich anfangs ein schlechtes Gewissen deswegen hatte und mir viele Gedanken machte, wurde mir dann plötzlich bewusst, dass jetzt doch eigentlich die Gelegenheit ist, uneingeschränkt faul zu sein. Niemand redet mir etwas ein, niemand macht mir ein schlechtes Gewissen, es herrscht kein Druck von Außen, keine Anforderungen, kein Zeitplan, ich kann schlafen wann und wie viel ich will, ich kann machen, was ich will.
Als ich endlich losgelassen habe, als ich mich endlich entspannt habe, konnte ich genießen. Und dann kam allmählich die Energie. Zunächst in kleinen Momenten und dann immer öfter. Voller Freude setzte ich mich nun zum Spanisch lernen hin, experimentiere ich mit Zutaten um stromlos und entsprechend ohne Blender rohe Gerichte zu kreieren, lese ich ein Buch nach dem anderen und mehrere parallel, lerne ich Trommel-Rhythmen aus Ermangelung einer Trommel auf meinen Schenkeln oder Gegenständen zu trommeln, verschönere ich den Platz, auf dem mein Zelt steht, und mache einiges mehr. Aber alles entspannt und zu seiner Zeit. Ich mache worauf ich Lust habe und stelle fest, dass ich unheimlich viel Lust habe, viel zu tun und viel zu lernen und viele Erfahrungen zu sammeln und an meinen Fähigkeiten zu arbeiten. Wissensdurst und Tatendrang treiben mich und auch wenn ich schon immer einen großen Wissensdurst und Tatendrang hatte, so wurde dieser doch immer und immer wieder gelähmt durch Druck von Außen. Nun kann ich mich in Freiheit entfalten und stelle fest, dass ich so wesentlich produktiver bin. Dass ich mit wenig Mühe, viel erreiche – da ich nur tue, was ich will und wann ich es will. Und letztlich tue und schaffe ich so viel mehr.
So ergeht es auch anderen. Es ist schön zu sehen, wie Menschen hier eine Möglichkeit geboten wird, sich selbst kennen zu lernen und zu entfalten und es ist noch schöner zu sehen, dass dabei tatsächlich sehr schöne Menschen bei rauskommen. Ich möchte nicht sagen, dass hier alle Menschen nahezu perfekt und fehlerfrei wären. Gewiss nicht. Aber doch ist in vielen hier ein gewisses Strahlen zu sehen, das einen das tatsächliche Potential und die tatsächliche Schönheit des Menschen erahnen lässt. Hier ist noch nicht das Paradies, aber doch bekomme ich eine Ahnung, wie das Paradies aussehen könnte. Und ich frage mich, ob hier nicht der Paradies-ähnlichste Ort ist, den es derzeit gibt?

Wednesday, June 16, 2010

Erste Eindrücke

Jetzt bin ich schon vier Wochen hier und ich denke, ich fühle mich allmählich fähig einen ersten Eindruck zu formulieren. Es gibt nach wie vor viel zu erleben und kennen zu lernen – was ich als unheimlich positiv ansehe. Ein Ort, den ich nach einem Monat kenne, ist zu langweilig.
Ich schätze in Beneficio leben mindestens 200 Menschen – einige leben hier seit vielen Jahre, einige sind nur zu Besuch ein paar Tage, Wochen oder Monate da. So gibt es zwar immer Gesichter, die ich wiedererkenne, aber auch immer wieder welche, die neu sind. Es gibt immer Menschen kennen zu lernen, weil ständig welche kommen und gehen. Die, die hier leben, lernen nie alle kennen, die Beneficio besuchen. Manchmal sehen sich Leute zum ersten Mal, obwohl sie beide seit Monaten schon hier sind. Hier wird sich wie in einem Dorf oder in einer kleinen Stadt immer begrüßt, und zwar mit „Hola!“. Die Hauptsprachen sind Spanisch und Englisch. Es ist auch hilfreich, tatsächlich beide Sprachen zu sprechen, da einige nur die eine oder andere sprechen. Je mehr Sprachen jemand spricht, desto besser. Hier sind unheimlich viele Nationen vertreten und viele Sprachkenntnisse erleichtern die Kommunikation und den Austausch. Menschen, die hier dauerhaft leben, sprechen meist drei oder mehr Sprachen: Ihre Muttersprache, Spanisch und Englisch. Nur die Englisch-Muttersprachler sprechen meist nur Englisch und Spanisch, und Spanisch-Muttersprachler sprechen meist nur Spanisch und vielleicht ein kleines bisschen Englisch. Die Kinder hier wachsen „zwangs“-weise mehrsprachig auf, und helfen manches Mal den Erwachsenen beim Dolmetschen. Manche gehen in der Kultur- und Sprachenvielfalt so sehr auf, dass sie eine Sprache nach der anderen lernen und es gibt hier ein paar Kinder, die vier- und fünfsprachig aufwachsen.
Beneficio ist ein wunderbarer Ort zum Lernen. Und dieses Lernen findet auf eine unheimlich natürliche Art und Weise statt. Nicht nur zum Sprachenlernen ist's hier toll, auch die Kunst, vor Allem die Musik, nimmt einen wichtigen Platz ein. Fast alle spielen ein Instrument oder spätestens, wenn jemand hier her kommt und eine Weile bleibt, wird eines erlernt. Von irgendwo kommen immer mal leise, mal lauter Gitarren-, Flöten-, Trommel- oder Didgeridoo-Laute. Und ergeben zusammen mit den Vogelstimmen und dem Rauschen der beiden kleinen Flüsse ein wunderbares Konzert. Diese Geräusche sind aber nicht aufdringlich, höchstens mal wenn jemand gerade lernt Didgeridoo zu spielen, könnte es nervig werden, aber ansonsten ist es immer sehr angenehm und ist wie Stille, auch wenn Geräusche hörbar sind. Diese Geräusche sind so angenehm, dass sie mit den Geräuschen in der Stadt nicht zu vergleichen sind. Die Stadt ist Lärm, hier ist Stille.
Neben der Musik, spielen auch andere Formen der geistigen Schöpfungskraft eine wichtige Rolle, ohne jedoch übermäßig betont und verzehrt zu werden, sondern indem sie ganz natürlich zum Alltag gehören. Viele haben kreative Frisuren, meist ein Teil in Dreads, ein anderer Teil kurz oder kahl gehalten, mit Farben darin oder Perlen. Manche haben Gesichtsbemalung. Viele toben sich bei ihrer Kleidung kreativ aus. Vor Allem eine Französin ist mir hier aufgefallen, die es immer wieder schafft französischen Schick mit alternativen, Ethno-Kleidungsstilen zu kombinieren.
Es gibt verschiedene Formen des Wohnens. Es gibt Zelte, Tipis, Jurten (runde Häuser, meist aus Holz), Dome (eine Konstruktion, die aussieht wie eine halbe Kugel, die aus Dreiecken aus zusammengeschraubten Holzstangen aufgebaut ist und mit wasserfestem Stoff überzogen wird) und noch viele weitere, namenlose Formen. Freie Wahl beim Wohnstil ergibt eben eine Fülle an Formen und Arten. Eines haben jedoch alle „Häuser“ gemeinsam: Sie sind klein gehalten. Etwa in der Größe von ein oder zwei mittelgroßen Zimmern. Davor haben dann viele eine Feuerstelle oder Freiluftküche mit Platz zum Sitzen, Musizieren und Plaudern, Familien haben meist etwas mehr Platz für die spielenden Kinder, manche haben einen kleinen oder größeren Garten, vielleicht eine Hängematte oder Schaukel – mehr braucht es nicht. Da es keine wirklichen Grenzen gibt, höchstens imaginäre, die aus Höflichkeit und Respekt gehalten werden, und alles in die Natur integriert ist, fällt die Schlichtheit des Wohnens kaum auf. Der Geist kann frei sein, deswegen braucht es keinen riesigen physischen Palast zum Ausgleich des inneren Eingesperrtseins.
Eine weitere Möglichkeit des kreativen Auslebens ist Leben ohne oder mit wenig Geld. Ich weiß nicht wie die einzelnen Menschen es empfinden, ich jedoch sehe es derzeit als ein Abenteuer und Spaß an. Wahrscheinlich weil ich auch noch über Ersparnisse verfüge und ich im Notfall immer etwas kaufen kann. Für manche hier ist die Lage durchaus ernster. Dennoch: Es ist eine Kunst in dieser von Geld beherrschten Welt ohne Geld auszukommen. Wenn der Geist befreit wird in Währungen zu denken, eröffnen sich viele andere, neue Wege.
Eine Sache die hier fleißig betrieben wird – auch als politisches oder philosophisches Statement – ist Recyceln. Vom Prinzip her dem Containern ähnlich, nur ist der Begriff Recyceln noch ausgedehnter. Es wird nicht nur Essen recycelt, sondern alles, was es so gibt und "normale" Menschen achtlos in den Müll schmeißen oder mitdenkende Menschen weitergeben, wenn sie es nicht mehr brauchen. Es wird versucht, alles Mögliche irgendwie wieder zu verwerten und dabei kommt dann der kreative Prozess zu Gange. Ich würde gerne einige Gegenstände nach ihrer Geschichte fragen.. Sie wandern umher von Person zu Person, manchmal bleibt die Funktion gleich, manchmal wird sie verändert. So werden zum Beispiel Holzreste, die mal irgendwelche Teile irgendwelcher Möbelstücke waren, so oft zu neuen Möbelstücken gezimmert bis sie nicht mehr zu gebrauchen sind und als Feuerholz zurück zur Natur finden. Kleidung wird selten gekauft, sondern meist weitergegeben oder aus dem Müll gefischt, manchmal bleibt sie wie sie ist, manchmal wird sie zu etwas Neuem, Anderen genäht.
Der Wandel obliegt den Gegenständen und ich würde sagen, dass auch Beneficio als Ganzes einem freien, uneingeschränkten Wandel folgt. Es wird nicht versucht, es starr zu lassen, was es ist. Vielleicht versuchen es einzelne Individuen, Beneficio als Ganzes wäre aber wohl nicht Beneficio, wenn es starr wäre oder versuchte starr zu sein. Ich habe viel mit Leuten gesprochen, die hier schon lange wohnen und habe dabei erfahren, dass Beneficio vor fünf, zehn oder fünfzehn Jahren anders war als es jetzt ist und es wird so wie es jetzt ist, wohl nicht die nächsten fünfzehn Jahre bleiben. Die Grundideen bleiben zwar, aber die Erfordernisse verändern sich mit der Anzahl der Menschen, deren Charakteren und Bedürfnissen, mit dem Wetter und seinen Spuren in der Landschaft, mit den bisherigen Erfahrungen und zukünftigen.
Eine wichtige Grundidee, die den stetigen Wandel erst ermöglicht: Beneficio hat keine geschriebenen Gesetze oder ausformulierte Philosophie, höchstens Vereinbarungen sozialer Natur, die ein gesunder Menschenverstand jedoch niemals sich einprägen oder erfragen muss: Keinen Müll in die Natur, respektvoller Umgang miteinander, niemanden etwas ungefragt wegnehmen etc. Nicht alle halten sich an diese Regeln und selbst dann drohen einem keine Strafen oder der Rauswurf. Höchstens intensive Gespräche und der Verlust von Vertrauen. Nur nach Jahren des wiederholten negativen Verhaltens werden die Menschen in Beneficio versammelt um darüber zu bereden, ob die Person weiter in Beneficio leben kann oder nicht. Das ist bisher wohl sehr selten passiert.
Manche sagen, das wäre Anarchie und auch ich dachte das zunächst. Mittlerweile bin ich mir nicht sicher. Anarchie hat ja durchaus eine Ordnung und eine gemeinsam beschlossene Grundstruktur. Das gibt es hier eben nicht. Manche hier sind Demokraten, viele Anarchisten, viele bezeichnen sich als unpolitisch. Eigentlich ist das hier Chaos – doch ohne das Chaos. Vielleicht ist das auch tatsächlich Anarchismus, wahrer Anarchismus. Ich weiß es nicht. Irgendwie funktioniert es hier, wie und warum, verstehe ich noch nicht. Aber um dieses Rätsel zu lösen habe ich ja noch Zeit.
Und diese verbringe ich weiterhin wie die anderen Menschen in Beneficio: Lebend, lernend und lachend.

Friday, May 28, 2010

Kurzes aus Beneficio

Ich bin nun seit neun Tagen in Beneficio. Ich habe mich seit dem immer wieder an einen Text gesetzt und doch nie einen zu Ende gebracht. Einer der Gründe dafür ist, dass es hier so viel zu erleben gibt, dass ich nicht viel zum Schreiben komme. Ein anderer Grund ist, dass ich festgestellt habe, dass es zwar unheimlich viel gibt, worüber ich schreiben kann, ich jedoch meine Erfahrungen und Erlebnisse erst einmal sacken lassen möchte bevor ich sie in einen Text bringe. Ich habe vor ein paar Tagen einen sehr anderen Text über Beneficio angefangen, als ich ihn jetzt schreiben würde.
Deswegen habe ich beschlossen, mir diese Zeit zu geben, Beneficio besser kennen zu lernen, und die durch Stadtleben bedingte Gewohnheit des schnellen Denkens und Handels abzulegen zu beginnen. Was gut werden soll, muss reifen ;)
Das nächste Mal dann also ausführlicher!

Wednesday, May 19, 2010

Fast am Ziel

Ich bin in Granada. Endlich. Nur noch 50 Kilometer bis Orgiva und von dort aus ein Katzensprung nach Beneficio!
Mein ursprünglicher Plan war zunächst nach Valencia zu fahren und ich dachte gestern Abend, dass ich nie dort ankommen würde. Ich war mit dem Zug raus aus dem Zentrum Barcelonas gefahren zu einem Hitchhiking-Spot, den ich im Internet gefunden hatte. An der Station fand ich allerdings nicht den beschriebenen Weg zu der Stelle, dafür aber nette Menschen, die mich dorthin fuhren. Von dort aus brachten mich zwei Spanier zur nächsten peaje, von wo ich freundlich von einem der Aufseher weggeleitet wurde, da ich da anscheinend im Gegensatz zu Frankreich nicht stehen durfte oder besser gesagt nicht geduldet wurde. Der Aufseher zeigte mir jedoch eine andere Stelle, von der aus ich wider Erwarten auch weiter kam. Leider nicht sehr weit – etwa 40 km. Ich war bisher gewöhnt, schnell sehr weite Strecken zu überbrücken und nun etwas enttäuscht nur schleppend voran zu kommen. An der Tankstelle, an der ich rausgelassen wurde, war nicht viel betrieb, ich sah aber die schöne Natur um mich herum und spielte mit dem Gedanken, einfach zu wandern, wie weit ich kam. Es war auch schon recht spät und ich musste mir allmählich einen Schlafplatz suchen. Als ich gerade zur Karte der Umgebung lief um mir eine Wanderroute zu suchen, wurde ich von einem Fahrer angesprochen. Wie sich schnell herausstellte, von einem Deutschen, der zusammen mit seinem Freund aus den Staaten mit dem Auto durch Westeuropa fuhr unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ – das heißt nirgendwo lange bleiben, nur zum Essen oder Schlafen in eine Stadt gehen und den ganzen Tag fahren um möglichst weite Strecken zu überwinden. Ihre Route ging über Malaga, was etwa 100 km nach Granada liegt und ich konnte ihrem Angebot nicht widerstehen, die lange Strecke (acht Stunden) mit ihnen zu fahren und keinen Abstecher mehr bei Valencia zu machen. Um fünf Uhr morgens kamen wir dann bei Granada an, ich stieg an einer Tankstelle aus und es brauchte noch eine Weile, bis ich jemanden fand, der mich ins Zentrum fuhr. Meine beiden Fahrer hatten mich sozusagen dafür mitgenommen, dass ich sie wach hielt, da sie schon seit 36 Stunden unterwegs waren. Es ging also quasi um die Wurst, so dass ich tatsächlich auch selbst wach blieb. In Granada war ich aber nur noch fertig. Ich sah einen Campingplatz und entschied mich, eine Nacht zu buchen um erst einmal ausgiebig zu schlafen. Ich baute mein Zelt auf und warf mich hinein.
Als ich am Nachmittag wieder aufwachte, sah ich erst richtig, wo ich war. Es ist schon länger her, dass ich das letzte Mal auf einem Campingplatz war und damals hatte ich noch eine recht andere Art die Dinge zu sehen – wohl noch eine relativ "normale". Jetzt sehe ich alles aus einer vollkommen anderen Perspektive.
Ich sehe die unzähligen Menschen drumherum, die hier ihr Geld damit verdienen, die Toiletten zu putzen, Unkraut zu jäten, an der Rezeption zu sitzen oder die Pflanzen zu gießen. Und ich sehe die Menschen darin, die wohl ein Gefühl dafür haben, dass naturnahes Leben schöner ist, jedoch ihre „zivilisierten“ Gewohnheiten zu tief sitzen, so dass sie ihre Toiletten und Duschen brauchen, ihr Auto oder ihren Campingwagen, ihr Bett, ihre Tische und Stühle, ihren Kocher und ihr ganz normales Essen von zu Hause, die Nähe zur Stadt und den Zaun um das Grundstück. Ihre Fremdheit gegenüber der Natur ist so weit fortgeschritten, dass es wohl schon ein Abenteuer für sie ist, auf einem Campingplatz zu sein. Ich möchte mich da aber auch nicht vollkommen ausklammern. Schließlich sitze ich hier in meinem Zelt, schreibe an meinem Netbook, welches gerade am Strom läd, an dem auch mein Handy hängt, benutze die sanitären Anlagen hier und werde später in der Stadt einkaufen gehen.
Ich stecke noch genauso in all dem drinnen. Und ich möchte ausbrechen. Zumindest für eine gewisse Zeit bis ich von Allem so weit weg bin, so dass ich selbstständig und bewusst entscheiden kann, was ich annehmen möchte und was nicht.

Die letzte Woche war zwar anstrengend, aber ich merke, wie mich der Campingplatz unheimlich langweilt. Ich hatte mich im Hostel in Barcelona von den anfänglichen Strapazen ausführlich erholt und nun misse ich sie schon wieder. Ich bin gespannt auf Beneficio und frage mich, ob mich die Sicherheit dort nicht vielleicht auch langweilen könnte. Ich werde es sehen, hoffentlich noch heute.
Später nehme ich den Bus nach Orgiva und werde dann versuchen, Beneficio zu finden. Falls ich es nicht finde, suche ich mir dort einen Platz zum Schlafen und kann dann morgen nach dem Markt in Orgiva, auf dem auch Leute aus Beneficio verkaufen, mit jemanden nach Beneficio fahren.

Das nächste Mal gibt es dann also endlich Infos aus Beneficio! :)

Monday, May 17, 2010

Long Nights



Have no fear
For when I'm alone
I'll be better off than I was before

I've got this light
I'll be around to grow
Who I was before
I cannot recall

Long nights allow me to feel...
I'm falling...I am falling
The lights go out
Let me feel
I'm falling
I am falling safely to the ground
Ah...

I'll take this soul that's inside me now
Like a brand new friend
I'll forever know

I've got this light
And the will to show
I will always be better than before

Long nights allow me to feel...
I'm falling...I am falling
The lights go out
Let me feel
I'm falling
I am falling safely to the ground

Meer!

Am Freitag Mittag habe ich mich nach Barcelona aufgemacht. Ich stand in Montpellier zunächst an einer Tankstelle kurz vor der Autobahn und sprach Leute darauf an, ob sie mich zur nächsten Mautstation bringen konnten. Dass jemand an dieser Stelle direkt nach Barcelona fuhr, hatte ich mir erst gar nicht erhofft. Ein Mini-Bus voller Gleichaltriger hielt an und sie nahmen mich mit – wie sich dann aber herausstellte mal wieder in die falsche Richtung.. Sie hatten mich missverstanden und dachten ich komme gerade aus Barcelona und will nach Berlin. Das war jedoch nicht weiter tragisch, da ich an der Mautstation bequem auf die andere Seite gehen konnte, um die Autos Richtung Süden abzupassen. Dort stand ich etwa zwei Minuten bis ich von drei Franzosen direkt nach Barcelona mitgenommen wurde. Mein bisheriges Tramp-Resumée aus Frankreich ist sehr gut. Ich könnte es mir nicht besser vorstellen. Ich stand nie länger als fünf Minuten, meist gerade mal eine oder zwei Minuten. Von Spanien habe ich gehört, dass es schwieriger sei, und bin gespannt wie es tatsächlich wird, wenn ich mich später nach Valencia aufmache. Immerhin habe ich dort bereits eine Couch zum Surfen gefunden. Hier in Barcelona habe ich bei meinem zweiten Couchsurfing direkt eine schlechte Erfahrung gemacht.. Durch Anschreiben einzelner Menschen fand ich leider nichts, weswegen ich dann in einer „Last-Minute-Group“ meine Anfrage postete. Dort schrieb mir dann auch jemand zurück, der durchaus nett zu sein schien. Nachdem ich hier ankam musste ich erst einmal warten, bis mein Gastgeber mit der Arbeit fertig war – was bis kurz vor 1.00 Uhr nachts dauerte. Als es dann soweit war wollte ich nur noch ins Bett. Aber das sollte wohl ein Traum bleiben. Ich sagte zwar immer wieder, wie müde ich war, aber er ignorierte es und schleppte mich zu einer Partymeile um dort etwas zu trinken – was ja genau meine Welt ist.. Ich hatte kaum eine Wahl, konnte schlecht ohne ihn und ohne Schlüssel mich in seiner Wohnung schlafen legen und wollte auch nicht um diese Uhrzeit durch die Stadt irren auf der Suche nach einem Hostel. Also trank ich ein Glas Wasser und versuchte ihm weiterhin klar zu machen, dass ich sehr müde war und mich schlafen legen wollte. Er jedoch versuchte mich die ganze Zeit dazu zu überreden, mit ihm Salsa zu tanzen. Irgendwann hatte er es endlich verstanden und wir gingen zu ihm, wo ich mich endlich in meinen Schlafsack kuscheln konnte – mit der Gewissheit mir für den nächsten Tag etwas anderes zu suchen. Morgens konnte ich dann noch nicht einmal ansatzweise ausschlafen, sondern sollte mit ihm um sieben Uhr das Haus verlassen, als er zur Arbeit ging. Also verbrachte ich den Samstag damit, müde durch die Stadt zu irren und ein Internetcafé und anschließend ein Hostel zu suchen. Ich wurde auch fündig, fand sogar ein sehr sauberes, gut ausgestattetes und günstiges Hostel, wo ich zwei Nächte buchte. Endlich konnte ich schlafen und dann gestern in aller Ruhe durch die Stadt spazieren und am Strand liegen. Barcelona ist eine Stadt, die sich sehr bemüht, angenehm zu sein, viel Natur, Kunst und Raum zu bieten. Die wichtigen Straßen sind sehr breit mit viel Platz für alle – Metro, Autos, Fußgänger, Inline-Skater und Fahrradfahrer. Es wachsen überall Bäume, wo es nur möglich ist, auf den Hauptstraßen stehen sie in sechs bis acht Reihen. Es gibt hier auch viele Parks und grüne Flächen. Aber je länger ich unterwegs bin, desto mehr sehne ich mich nach Ruhe, nach Natur pur und Raum. In einer anderen Metropole, die nicht so sehr um eine gute Atmosphäre bemüht ist, würde ich es wohl kaum aushalten, in Barcelona geht es gerade noch. Deswegen habe ich mich entschieden keinen Abstecher nach Madrid zu machen, sondern möglichst direkt nach Beneficio zu fahren. Ich möchte mich auch nicht wieder allzu weit vom Meer entfernen und freue mich in Valencia wieder eine Runde schwimmen gehen zu können. Schon als ich am Freitag hier her fuhr und ab und an auf der linken Seite von der Autobahn aus das Meer sah, bekam ich Herzklopfen. In Barcelona angekommen lief ich während der Wartezeit am Strand entlang und hatte dabei ein unheimlich wohliges Gefühl. Mit jedem Mal wird meine Liebe zum Meer größer und ich frage mich, wie ich je wieder eine längere Zeit ohne es aushalten soll.. Ich frage mich auch, woher dieses Gefühl kommt, mich am Meer unglaublich wohl und zu Hause zu fühlen, obwohl ich nie am Meer, noch nicht einmal an einem See lebte. Ich habe das Gefühl zu spüren, wie unglaublich groß und weit es ist, voller Leben und Tiefe. Das Gefühl, das ich gegenüber dem Meer habe, ist dem gegenüber Bäumen, vor Allem alten und großen, sehr ähnlich. Vielleicht sind es auch irgendwelche angenehmen Schwingungen, die von beiden ausgehen. Und obwohl ich noch nicht in Beneficio angekommen bin und obwohl ich derzeit ziemlich geschlaucht bin von meiner bisherigen Reise, denke ich schon über mein nächstes Abenteuer nach.
Eine Idee von vielen (die Welt ist voll unglaublich vieler Möglichkeiten :), ist die Meere zu bereisen. Ich habe auch ein sehr angenehmes Gefühl wenn ich Schiffe sehe, vor Allem Segelschiffe. Möglicherweise war ich in einem früheren Leben auf den Weltmeeren mit einem Segelschiff unterwegs und dadurch verbinde ich so positive Gefühle damit ^^ Ich frage mich wie ich am Besten, also am Kostengünstigsten, einige Zeit die Meere besegeln kann. Mir wurde mal erzählt, dass es eine alternativere Familie gibt, die auf einem Segelschiff lebt und ab und an Leute mit nimmt, die dann auf dem Schiff helfen und dafür dort ein paar Wochen oder Monate leben können. Etwas in diese Richtung suche ich, weiß jedoch nicht, wie ich das finden kann und was es noch für andere Möglichkeiten gibt. Wenn jemand irgendeine Ahnung hat, bitte schreibt mir ein Kommentar unter diesen Post! Vielen Dank!
Ich mache mich jetzt auf nach Valencia, bis bald!






Love is everywhere :)

Mandarinen, eine Palme, Sonne.. *seufz*

Ein Erdbeerfächer :)



Meer!

Der Versuch etwas schön zu machen, was nie schön sein kann.

Friday, May 14, 2010

Endlich in Montpellier und das "Warum"

Als ich mich vor zwei Tagen aufmachte um nach nach Montpellier zu trampen, hatte ich ein ungutes Gefühl. Die Stelle, die ich zum Trampen fand, war sehr unübersichtlich und die Autos hätten schlecht für mich halten können. Es hielt jedoch kurz ein Lastwagenfahrer um mir zu sagen, wo eine bessere Stelle war und andere Tramper sich immer hinstellten. Dort hin zu kommen war ein kleines Abenteuer, da es knapp nach der Auffahrt war und schon auf der Autobahn. Als ich da war, musste ich nicht lange stehen, vielleicht ein paar Minuten, und schon hielt ein Auto. Die Stadt, die der Fahrer mir nannte, kannte ich nicht, aber ich fragte ihn, ob es auf meinem Weg lag. Es schien so und ich stieg ein. Als wir im Auto noch einmal darüber redeten, stellte sich heraus, dass er in die andere Richtung fuhr. Wir waren jedoch schon ein paar Kilometer gefahren.. Er überlegte und ließ mich dann an einer Stelle raus, wo ich weiter in die richtige Richtung trampen konnte. Als ich bereits ausgestiegen war, fand ich die Stelle aber viel zu gefährlich und wollte die Autobahn verlassen und zurück laufen. Das war allerings sehr schwierig, da diese umzäunt war und ich mit meinem schweren Rucksack kaum klettern konnte. Ich fand dann aber eine kaputte Stelle um durchzukommen und ging den Weg zurück. Das war ein Punkt, an dem ich ziemlich fertig war – ich hatte nur sehr kurze Nächte hinter mir und nun das.. Ich wusste nicht, wo ich war und an welcher Stelle ich gut trampen konnte, meine Nerven lagen blank. Diese Flut an Erlebnissen wurde zu viel für mich. Während ich die Autobahn entlang zurück ging, entdeckte ich die Rhône. Ich hatte mir die Nacht vorher erhofft an die Stelle zu kommen, an der die Autobahn den Fluss kreuzt und wusste nun in etwa wo ich war. Ich entschied mich dafür, eine Pause zu machen und mich an den Fluss zu setzten. Es war bereits 16 Uhr, bis nach Montpellier brauchte ich 4 Stunden und ich wusste nicht, wo ich dort schlafen sollte – deswegen entschied ich mich dazu mir am Fluss eine schöne Stelle zu suchen und dort mein Zelt aufzuschlagen um nicht wieder nachts mir an einem fremden Ort einen Schlafplatz suchen zu müssen. Und auch um mich endlich auszuruhen, was dringend notwendig war. So hatte ich also meine Stelle gefunden, mein Zelt aufgebaut und konnte mir einen schönen, ruhigen Abend machen und sehr lange und halbwegs entspannt schlafen. Während ich über den Tag nachdachte, fiel mir auf, dass das Missverständnis mit dem Fahrer, meine Schuld war. Ich hatte ihm die falsche Autobahn genannt, und zwar genau die, die er nehmen wollte. Ich fragte mich, ob es nicht auch genau so wie es war, gut war und ich mir selbst dadurch ermöglicht hatte, mich etwas auszuruhen. Nach neun Stunden Schlaf – was so unglaublich lange und gut war – war ich mir am Morgen nicht sicher, ob ich wieder trampen konnte, da es wieder stark nach Regen aussah. Mittags hellte es aber kurz auf und ich nutze den Moment aus um alles zusammen zu packen. Das gute Wetter hielt an und ich schätzte, dass ich noch zwei trockene Stunden hatte um weiter zu trampen. Direkt an der Autobahn waren mir die Stellen aber zu gefährlich und ich fand, dass das Schild, das ich hatte, auch zu klein war. Ich suchte und fand direkt einen größeren Karton. Ich entschied mich dazu, an einer kleinen Auffahrt zu stehen – rechnete aber damit dort lange warten zu müssen, da nur wenige Autos vorbei fuhren. Ich schrieb groß A7 drauf, drehte das Schild zu den vorbeifahrenden Autos, wollte es mir gerade gemütlich machen, als es hinter mir hupte. Es hatte schon ein Auto angehalten. Der Fahrer meinte, dass die Stelle, an der ich Stand nicht so gut war, er zwar woanders hinfuhr, mich aber zur nächsten Mautstation (péage) bringen konnte, wo ich bessere Chancen hatte. Ich war total verdutzt vor lauter Nettigkeit! Dort angekommen, stand ich eine Minute bis ein Auto anhielt. Der Fahrer fuhr zu einer Stadt, die etwa auf der Mitte des Weges lag. Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich da wieder gut wegkommen würde, stieg aber trotzdem ein. Als er mich dann wiederum zwei Stunden später an einer péage rausließ, sah ich ein Restaurant, ging dort schnell auf die Toilette und dann wieder zurück zur péage. Ich war noch nicht mal angekommen, hatte das Schild noch nicht gezeigt, als direkt ein Auto hielt. Wie sich rausstellte, wollte der Fahrer auch noch genau nach Montpellier. Es passte alles zusammen, als ob ich den Weg genauso geplant hatte. Was für ein glücklicher Zufall ;) Für Montpellier hatte ich eine CouchSurfing-Gelegenheit gefunden, wo ich auch jetzt gerade bin, und finde es unglaublich entspannend hier zu sein. Die Hosts (ein Paar) sind unglaublich (!!) nett und warmherzig, es ist hier auch gerade eine andere Surferin aus Deutschland und es ist schön mal wieder Deutsch zu sprechen. Ich konnte hier auch noch einen weiteren Tag bleiben um dann heute Mittag in aller Ruhe nach Barcelona zu trampen.
Die letzten Tage waren sehr anstrengend. Nicht mehr als eine Nacht an einem Ort zu bleiben, der Stress, sich in der Fremde einen Schlafplatz suchen zu müssen, in einer immer noch recht fremden Sprache zu sprechen, die neuen Erlebnisse beim Trampen, das Gewicht der Tasche, die ständige Ungewissheit, wo ich morgen bin.. Ich bin all diese Dinge noch nicht gewöhnt und die drei Tage haben mich sehr geschlaucht – vor Allem psychisch. Als ich gestern am Fluss zeltete und schon ein bisschen mehr Ruhe hatte, fiel mir auf, dass ich zwar mit meinem ersten Text in diesem Blog erklärt hatte, wie ich dazu kam, das zu tun, was ich tue, aber ich habe nicht wirklich geschrieben, warum ich es tue. Das habe ich mich gestern dann selbst gefragt: Warum mache ich das eigentlich? Und mir fiel auf, dass ich darauf keine klare Antwort geben konnte. Mir fielen ein paar mögliche Gründe ein, aber irgendwie beantworteten sie nicht wirklich das „Warum“. Vor Allem: Warum mache gerade ich das eigentlich? Ich bin ein ungemein bequemer, oft auch fauler Mensch. Ich mag die Sicherheit und Ruhe. Ich habe lange Zeit keine wirklichen Entscheidungen treffen wollen und bevorzugte es, mich treiben zu lassen. Ich bin recht ängstlich und besonders wenn es um meine körperlichen Fähigkeiten geht, bin ich sehr unsicher. Und doch setzte ich mich solch starken Erlebnissen aus. Als ich mich fragte, warum gerade ich das mache, fiel mir doch eine Antwort ein für das „Warum“ – wenn es auch sicherlich noch weitere gibt. Ich will werden, wer ich wirklich bin, tief in mir drin. Ich will auf die Suche gehen nach meinem wahren Ich und es heraus kramen. Das bequeme Ich, das faule Ich ist ein Ergebnis von äußerlichen Einflüssen, der Gesellschaft. Es ist auch eine Reaktion auf die Gesellschaft. Es ist nicht der Mensch, der ich wirklich bin, unabhängig von dem Äußeren. Und um an mein wahres Ich heran zu kommen, kann ich nicht in meiner gewohnten Umgebung bleiben und gewohnte Dinge tun. Ich muss mich da herausreißen und mich in eine vollkommen neue Welt setzen und vollkommen neue Dinge tun – und das immer wieder, bis ich durch all das Fremde und Neue mich selbst wieder finde. Ich glaube, wie ich schon einmal sagte, dass der Mensch ein ungemein schönes und starkes Wesen ist, aber so wie wir aufwachsen und leben geht fast all die Schönheit verloren. Wir werden schwach und unsicher, wir denken nicht mehr klar, weil wir Angst haben, wir sind unglaublich leicht beeinflussbar und verletzlich. Aber das muss so nicht bleiben, wir können wieder die Schönheit in uns selbst entdecken. Doch wir können das nicht tun, indem wir in der Welt bleiben, die sie uns weggenommen hat.

P.S.: Ein Bild gibt es aus Montpellier auch noch ;)

Tuesday, May 11, 2010

Stuck in Irigny

Ich bin gestern etwa 15km der Autobahn entlang von Lyon aus bis nach Irigny gewandert ohne eine gute Stelle zum Trampen oder einen Schlafplatz zu finden. Es reihten sich Ortschaft an Ortschaft, Gebäude an Gebäude und eingezäunte Natur an eingezäunte Natur. Meine Muskeln und Füße schmerzten, das ungewohnte Gewicht auf dem Rücken zog mich hinunter und scheuerte an meinen Hüftknochen, es wurde kühl und dunkel. Ich entschied mich, das Nächstbeste zu nehmen und das schien eine grüne Insel innerhalb eines Kreisverkehrs zu sein. Ja, es klingt verrückt, doch wenn man müde und erschöpft ist und nichts Gutes findet, ist eine Verkehrsinsel unheimlich attraktiv ;) Ich entdeckte eine Stelle, die recht gut verdeckt war - zumindest von drei Seiten - und baute dort mein Zelt auf. Es war der erste und sicherlich nicht der letzte Moment, in dem ich sehr froh darüber war, dass es in einer Tarnfarbe ist. Von einer Seite konnte ich gesehen werden, aber ich hoffte, dass das Zelt in der Dunkelheit mit dem Hintergrund verschwamm und dass die Fahrenden auch eher auf den Verkehr, als auf die Insel achteten. Ich schlief kaum und sehr unruhig, weil die lauten Autos mich oft aufweckten und ich durch die Lichter und das Rascheln in den Büschen immer das Gefühl hatte, entdeckt zu werden. Das Wandern war für den Körper anstrengend, das Schlafen für den Geist - weswegen ich nicht mehr als drei Stunden schlafen konnte. Ich packte meine Sachen und wollte zunächst weiterwandern. Als ich aber ein Stück gegangen war und feststellte, dass ich nicht wusste, wie ich in der Nähe der Autobahn bleiben könnte, weil die Wege alle von ihr weg zu führen schienen, kehrte ich zum Kreisverkehr zurück und wollte dort versuchen zu trampen. Ich stand etwa 10 Minuten da, als es in Strömen zu regnen begann und seit dem hat es nicht aufgehört. In dem Regen trampen wollte ich nicht - vor Allem war es fast aussichtslos, da die meisten keine nassen Menschen mitnehmen wollen.. Ich setzte mich dann also unter die Überdachung eines französischen Fast Food Restaurants bis es öffnete und seit dem sitze ich drinnen, habe mit 3€ für 3 Fruchtbecher (in denen tatsächlich frische und keine gesüßten oder Dosenfrüchte sind!) diesen Wahnsinn "Fast"- oder eher "Junk"-Food unterstütz - nehme mir aber im Gegenzug kostenloses W-LAN (Ich finde es überaus interessant, wie viel einfacher es ist an Internet, und auch noch kostenloses, zu kommen und wie viel schwerer es ist, ein kleines Fleckchen Natur zum Schlafen zu finden.), Strom, Wasser, Benutzung der Toiletten und die Annehmlichkeiten der Wärme und der Sitzgelegenheit. Ich glaube, ich koste gerade mehr als ich einbringe. Zumindest hoffe ich das.. Sobald es aufhört zu regnen mache ich mich auf und versuche so weit zu trampen, wie möglich. - Ich wurde hier gerade von einem jungen Mann angesprochen, der in vier Monaten ebenfalls eine längere Reise macht und sich dafür interessiert, wohin ich reise und wie es klappt. Er fand sehr interessant, was ich tue und hat um die Adresse meines Blogs gebeten - nun wollen schon zwei nicht-Deutschsprachige ihn lesen. Mal sehen, ob ich demnächst die Zeit finde ihn auf Englisch zu übersetzen :) Es ist ein eigenartiges Gefühl ganz alleine unterwegs zu sein und mit völlig neuen Situationen konfrontiert zu werden. Ich bekomme allmählich ein Gefühl dafür, wie sich Leben anfühlt, intensivstes Leben mit jeder Faser. Auch wenn es gerade sehr anstrengend ist, weil ich keine Erfahrungen habe und alles neu ist, merke ich, dass es mir doch gefällt. Das Leben nimmt eine vollkommen neue Form an und das fühlt sich richtig an. Passend dazu habe ich gerade auf der Suche nach CouchSurfing-Möglichkeiten in Barcelona ein Zitat auf einem Profil entdeckt:

"A man needs to travel. By his own means, not by stories, images, books or TV. By his own, with his eyes and feet, to understand what he is. To some day plant his own trees and give them some value. To know the cold to enjoy the heat. To feel the distance and lack of shelter to be well under his own ceiling. A man needs to travel to places he doesn't know to break this arrogance that makes us see the world as we imagine it, and not simply as it is or may be. That makes us teachers and doctors of what we have never seen, when we should just be learners, and simply go see it."
Amyr Klink

Mit diesen Worten: Bis bald! Es hat aufgehört zu regnen :)

Mein Schlafplatz.

Monday, May 10, 2010

In Lyon

Der Glücks-Cent, den ich gefunden habe, hat seinen Dienst getan. Mein erster Tramping-Versuch war sehr erfolgreich. Ich stand etwa 10 Minuten an dem empfohlenen Spot und schon wurde ich aufgenommen – für die komplette Strecke nach Lyon. Der nette Mensch, der mich mitgenommen hat, hatte für seinen Umzug von Paris nach Lyon einen Sprinter gemietet und wollte nun Gesellschaft während der langen Fahrt - ein Franzose, der aber zufälligerweise auch noch flüssig Spanisch sprach, da seine Frau Kolumbianerin ist. (Ich nenne ihn im Folgenden mal Marc) So hatte er mir dann während der Fahrt viel Französisch und etwas Spanisch-Unterricht gegeben. Vier Stunden lang mich auf Französisch zu unterhalten war zwar anstrengend, aber auch eine super Übung. Marc bemühte sich, sehr langsam und ein einfaches Französisch zu sprechen, verstanden habe ich ihn dennoch nicht immer ganz – er mich glaube ich auch nur teils.
Er kommt aus einer ganz anderen Welt (oder wohl eher komme ich aus einer anderen Welt..) und ich habe ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt, da ich keine Lust hatte mich zu erklären, womöglich verteidigen zu müssen und auf ihn wie ein Fremdkörper in seinem Auto zu wirken. Ich habe ihm zum Beispiel gesagt, dass ich nur eine Pause vom Studium machte oder dass ich mir kein Sandwich kaufen möchte, weil ich bereits gegessen hatte. Es ist ermüdend alles erklären zu müssen und da scheinbar nichts, was ich tue, normal ist, komme ich sehr oft in die Situation, es doch zu erklären.
Ich finde es jedoch auch interessant in solchen Momenten in eine andere Rolle zu schlüpfen, zu schauen, wie Menschen sich mir gegenüber zeigen, wenn ich mich nicht „enttarne“ und um so Zugang zu andersartigen Menschen zu bekommen, aber auch um mir selbst vorzustellen, wie mein Leben hätte bisher anders verlaufen können, was für ein anderer Mensch ich hätte sein können. So haben wir uns also unter Anderem darüber unterhalten, was ich nach dem Studium machen möchte ;)
Ich konnte dennoch auch ein bisschen Rohkost-Werbung machen. Ich hatte mir in Paris nämlich einen Smoothie gemacht und in meine Flasche gefüllt. Er wurde darauf aufmerksam und fragte, ob das Suppe sei. Ich erklärte ihm, was es war und was drin war (Salat, Banane, Datteln, Erdnüsse) und er fand es sehr interessant. Vielleicht macht er sich nun auch einen :) Als er erfuhr, dass ich nicht wusste, wo ich in Lyon schlafen würde, begann er sich Sorgen um mich zu machen. Es war Mitternacht als wir ankamen und es regnete. Er sagte, dass er Angst hätte mich jetzt einfach so raus zu lassen und bot mir sogar an, dass ich, wenn ich wollte, bei seinem Freund, bei dem er seine Sachen erstmal in der Scheune unterstellte und übernachtete, auch übernachten konnte. Ich war mir tatsächlich sehr unsicher darin, mir nachts in Lyon einen Schlafplatz zu suchen und so nahm ich das Angebot an. Der Freund wohnte in einem kleinen Ort 20 km von Lyon entfernt – aber die Entfernung war kein Problem, da Marc am nächsten morgen wieder nach Paris zurückfuhr um das Mietauto abzugeben und mich dabei wieder im Zentrum von Lyon absetzen konnte. Beim Freund angekommen, half ich erstmal dabei, die Möbel und Kartons aus dem Auto zu tragen und fiel dann um etwa 2 Uhr nachts müde ins Gästebett – welches im Vergleich zu meiner möglichen Alternative, ein Zelt im Regen, sehr luxuriös war. Aber schon nach vier Stunden musste ich wieder aufstehen, damit Marc mich nach Lyon fahren konnte. So bin ich seit 6.30 Uhr morgens hier in Lyon unterwegs und sitze gerade in einer Seitenstraße mit meinem Netbook, während ich das Wetter genieße und die umhergehenden Menschen beobachte. Lyon ist eine sehr schöne Stadt, sie ist sehr groß, aber dennoch sehr übersichtlich und nicht überfordernd oder hastig. Und die Menschen sehen zwar eher oberflächlich und genervt aus, sind bei direkter Ansprache aber überaus freundlich und hilfsbereit. Ich habe keine Ahnung, wo ich heute übernachten werde, ich denke, dass ich mal der Autobahn entlang wandere, um dann irgendwo im Feld mein Zelt aufzuschlagen und morgen früh nach Montpellier zu trampen. Ich hatte ursprünglich vor, nach Marseille zu gehen, aber Marc meinte, dass Montpellier wesentlich schöner sei und da es auch eher auf meinem Weg und ebenfalls wie Marseille an der Küste liegt, habe ich mich umentschieden. Zudem hat mir Marcs Freund noch angeboten, dass ich dort bei einer Freundin von ihm schlafen könnte, was ich unheimlich nett fand und ich werde auch vielleicht dieses Angebot annehmen.
Bis bald - wahrscheinlich in Montpellier!

Luxus pur in der Nähe von Lyon ^^


In Lyon.








In einer Seitenstraße.





Sunday, May 9, 2010

Achja..

Hier übrigens ein Video von meinem Endziel Beneficio :) Viel Spaß!

Abschied von Paris

Heute ist mein letzter Tag in Paris und meine Reise geht weiter. Ich bin heute noch einmal zu einem Bioladen gegangen um mir Proviant zu kaufen und bin dabei über einen Flohmarkt in der Rue Mouffetard gestolpert. Es verkauften Privatpersonen entlang der Straße ihre aussortierten Habseligkeiten - so wie ich Flohmärkte mag. Und mitten drin wurde ein Straßenmusicalstück aufgeführt.
Nun habe ich meinen Proviant, die Sachen werden gleich gepackt und dann geht es los: Ich trampe das erste Mal. Ich bin ziemlich aufgeregt und hoffe, dass alles gut funktioniert. Ich habe mich auf http://hitchwiki.org über den besten Spot für mein Ziel informiert, habe ein großes Schild und einen dicken Stift und habe vorhin ein 1-Cent-Stück und den Ring gefunden, den ich verloren zu haben glaubte - es kann nichts mehr schief gehen ;)
Mein nächster Eintrag dann womöglich aus einem Internetcafé in Lyon oder wie weit ich eben komme oder wohin es mich verschlägt..
Au revoir!


Flohmarkt in der Rue Mouffetard.


Das Straßenmusical.


Notre Dame.

Saturday, May 8, 2010

Zweiter Tag - Auf der Suche nach dem alternativen Paris..

Heute haben wir das alternative Paris gesucht. Gefunden haben wir es auch - im Sinne von nicht-touristisches Paris, jedoch nicht im Sinne von alternatives Paris wie Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin. Wir haben es in Montreuil gefunden, direkt am Boulevard Périphérique. Ob das genau genommen noch zu Paris gehört? Zum Stadtkern jedenfalls nicht.. Das Viertel wurde im Internet zwar als alternativ bezeichnet, war jedoch einfach nicht so touristisch und schick wie das Centre, sondern eher unschön mit Stadtautobahn-Charme. Wir waren dort auf einem Flohmarkt, Puces de Montreuil. Ich hatte mir von diesem mehr erhofft, da in einer Beschreibung viel Gutes stand. Es gab da zwar viel Second-Hand-Ware, aber weniger wie gehofft Second-Hand-Kleidung, sondern eher gebrauchte Autoteile, Küchenbedarfsartikel und Bohrmaschinen. Dinge, die tatsächlich etwas für mich hätten sein können, gab es auch - nicht nur massenweise, sondern leider auch Massenware, made in China.. Ich wurde dennoch fündig. Ich suchte noch nach Büchern für die Reise und hatte mir gedacht, ich könnte mir ein Französisches besorgen um meine Kenntnisse etwas aufzufrischen. Auf dem Flohmarkt habe ich dann ein gebrauchtes Buch gefunden mit dem Titel "Les plaisirs du voyage" (Die Freuden des Reisens) aus dem Jahre 1950. Von meiner Gastgeberin habe ich dann noch das Buch "Planet der Taugenichtse" bekommen - über eine positive Utopie, in der anarchistische Bewohner_innen auf einen anderen Planeten verbannt werden. Beide Bücher klingen passend für meine Reise und ich bin gespannt, wie sie mich begleiten werden. Später hatte ich mir dann das 3ème Arrondissement, in dem ich untergekommen bin, näher angeschaut. Wer interessiert ist an etwas teurerem Shopping oder einfach interessantem Schaufensterbummel, dem_der kann ich die Rue Vieille du Temple empfehlen. Auf ihr befinden sich viele Mode-Shops, aber auch andere Läden, die schön und kreativ eingerichtet sind. Mein bisheriges Résumé aus Paris: Ich denke, dass Paris noch viele weitere unentdeckte Seiten hat, aber ein paar Tage schlicht nicht ausreichen, um sie zu finden. Sie scheinen etwas besser versteckt zu sein und befinden sich möglicherweise auch nicht auf der Straße, sondern in irgendwelchen Kellern oder Appartments. Ich würde gerne wieder kommen, jedoch würde ich dann länger bleiben wollen - mehrere Wochen - und bei mehreren, möglichst unterschiedlichen CouchSurfing-Hosts unterkommen um entsprechend möglichst unterschiedliche Seiten Paris' zu entdecken.

Hier die Schnappschüsse des heutigen Tages:

Auf dem Weg nach Montreuil :/


"Paris wie Sie es nie gesehen haben" - Das haben wir gesucht...


...und das haben wir gefunden - Puces de Montreuil.


"Flower Power" vor einem Blumengeschäft.


Rue Vieille du Temple.


Boulevard du Temple.


Rue de Renard.

Friday, May 7, 2010

Bilder von meinem ersten Tag in Paris

Irgendwann bin ich doch eingeschlafen und trotz des kurzen Schlafes und der großen Müdigkeit, habe ich es geschafft recht früh aufzustehen und einige Stunden durch die Stadt zu spazieren. Herausgekommen ist dabei Folgendes:

Die Schlange vor dem Centre Pompidou..







Angriff!

Kinoflair im Café. Der Film: Die Straße.







Vis à vis.

Auch ein schönes Leben :)







Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind nun abgehakt und ich werde morgen versuchen eine alternativere Seite Paris' zu finden :)