Friday, May 28, 2010

Kurzes aus Beneficio

Ich bin nun seit neun Tagen in Beneficio. Ich habe mich seit dem immer wieder an einen Text gesetzt und doch nie einen zu Ende gebracht. Einer der Gründe dafür ist, dass es hier so viel zu erleben gibt, dass ich nicht viel zum Schreiben komme. Ein anderer Grund ist, dass ich festgestellt habe, dass es zwar unheimlich viel gibt, worüber ich schreiben kann, ich jedoch meine Erfahrungen und Erlebnisse erst einmal sacken lassen möchte bevor ich sie in einen Text bringe. Ich habe vor ein paar Tagen einen sehr anderen Text über Beneficio angefangen, als ich ihn jetzt schreiben würde.
Deswegen habe ich beschlossen, mir diese Zeit zu geben, Beneficio besser kennen zu lernen, und die durch Stadtleben bedingte Gewohnheit des schnellen Denkens und Handels abzulegen zu beginnen. Was gut werden soll, muss reifen ;)
Das nächste Mal dann also ausführlicher!

Wednesday, May 19, 2010

Fast am Ziel

Ich bin in Granada. Endlich. Nur noch 50 Kilometer bis Orgiva und von dort aus ein Katzensprung nach Beneficio!
Mein ursprünglicher Plan war zunächst nach Valencia zu fahren und ich dachte gestern Abend, dass ich nie dort ankommen würde. Ich war mit dem Zug raus aus dem Zentrum Barcelonas gefahren zu einem Hitchhiking-Spot, den ich im Internet gefunden hatte. An der Station fand ich allerdings nicht den beschriebenen Weg zu der Stelle, dafür aber nette Menschen, die mich dorthin fuhren. Von dort aus brachten mich zwei Spanier zur nächsten peaje, von wo ich freundlich von einem der Aufseher weggeleitet wurde, da ich da anscheinend im Gegensatz zu Frankreich nicht stehen durfte oder besser gesagt nicht geduldet wurde. Der Aufseher zeigte mir jedoch eine andere Stelle, von der aus ich wider Erwarten auch weiter kam. Leider nicht sehr weit – etwa 40 km. Ich war bisher gewöhnt, schnell sehr weite Strecken zu überbrücken und nun etwas enttäuscht nur schleppend voran zu kommen. An der Tankstelle, an der ich rausgelassen wurde, war nicht viel betrieb, ich sah aber die schöne Natur um mich herum und spielte mit dem Gedanken, einfach zu wandern, wie weit ich kam. Es war auch schon recht spät und ich musste mir allmählich einen Schlafplatz suchen. Als ich gerade zur Karte der Umgebung lief um mir eine Wanderroute zu suchen, wurde ich von einem Fahrer angesprochen. Wie sich schnell herausstellte, von einem Deutschen, der zusammen mit seinem Freund aus den Staaten mit dem Auto durch Westeuropa fuhr unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ – das heißt nirgendwo lange bleiben, nur zum Essen oder Schlafen in eine Stadt gehen und den ganzen Tag fahren um möglichst weite Strecken zu überwinden. Ihre Route ging über Malaga, was etwa 100 km nach Granada liegt und ich konnte ihrem Angebot nicht widerstehen, die lange Strecke (acht Stunden) mit ihnen zu fahren und keinen Abstecher mehr bei Valencia zu machen. Um fünf Uhr morgens kamen wir dann bei Granada an, ich stieg an einer Tankstelle aus und es brauchte noch eine Weile, bis ich jemanden fand, der mich ins Zentrum fuhr. Meine beiden Fahrer hatten mich sozusagen dafür mitgenommen, dass ich sie wach hielt, da sie schon seit 36 Stunden unterwegs waren. Es ging also quasi um die Wurst, so dass ich tatsächlich auch selbst wach blieb. In Granada war ich aber nur noch fertig. Ich sah einen Campingplatz und entschied mich, eine Nacht zu buchen um erst einmal ausgiebig zu schlafen. Ich baute mein Zelt auf und warf mich hinein.
Als ich am Nachmittag wieder aufwachte, sah ich erst richtig, wo ich war. Es ist schon länger her, dass ich das letzte Mal auf einem Campingplatz war und damals hatte ich noch eine recht andere Art die Dinge zu sehen – wohl noch eine relativ "normale". Jetzt sehe ich alles aus einer vollkommen anderen Perspektive.
Ich sehe die unzähligen Menschen drumherum, die hier ihr Geld damit verdienen, die Toiletten zu putzen, Unkraut zu jäten, an der Rezeption zu sitzen oder die Pflanzen zu gießen. Und ich sehe die Menschen darin, die wohl ein Gefühl dafür haben, dass naturnahes Leben schöner ist, jedoch ihre „zivilisierten“ Gewohnheiten zu tief sitzen, so dass sie ihre Toiletten und Duschen brauchen, ihr Auto oder ihren Campingwagen, ihr Bett, ihre Tische und Stühle, ihren Kocher und ihr ganz normales Essen von zu Hause, die Nähe zur Stadt und den Zaun um das Grundstück. Ihre Fremdheit gegenüber der Natur ist so weit fortgeschritten, dass es wohl schon ein Abenteuer für sie ist, auf einem Campingplatz zu sein. Ich möchte mich da aber auch nicht vollkommen ausklammern. Schließlich sitze ich hier in meinem Zelt, schreibe an meinem Netbook, welches gerade am Strom läd, an dem auch mein Handy hängt, benutze die sanitären Anlagen hier und werde später in der Stadt einkaufen gehen.
Ich stecke noch genauso in all dem drinnen. Und ich möchte ausbrechen. Zumindest für eine gewisse Zeit bis ich von Allem so weit weg bin, so dass ich selbstständig und bewusst entscheiden kann, was ich annehmen möchte und was nicht.

Die letzte Woche war zwar anstrengend, aber ich merke, wie mich der Campingplatz unheimlich langweilt. Ich hatte mich im Hostel in Barcelona von den anfänglichen Strapazen ausführlich erholt und nun misse ich sie schon wieder. Ich bin gespannt auf Beneficio und frage mich, ob mich die Sicherheit dort nicht vielleicht auch langweilen könnte. Ich werde es sehen, hoffentlich noch heute.
Später nehme ich den Bus nach Orgiva und werde dann versuchen, Beneficio zu finden. Falls ich es nicht finde, suche ich mir dort einen Platz zum Schlafen und kann dann morgen nach dem Markt in Orgiva, auf dem auch Leute aus Beneficio verkaufen, mit jemanden nach Beneficio fahren.

Das nächste Mal gibt es dann also endlich Infos aus Beneficio! :)

Monday, May 17, 2010

Long Nights



Have no fear
For when I'm alone
I'll be better off than I was before

I've got this light
I'll be around to grow
Who I was before
I cannot recall

Long nights allow me to feel...
I'm falling...I am falling
The lights go out
Let me feel
I'm falling
I am falling safely to the ground
Ah...

I'll take this soul that's inside me now
Like a brand new friend
I'll forever know

I've got this light
And the will to show
I will always be better than before

Long nights allow me to feel...
I'm falling...I am falling
The lights go out
Let me feel
I'm falling
I am falling safely to the ground

Meer!

Am Freitag Mittag habe ich mich nach Barcelona aufgemacht. Ich stand in Montpellier zunächst an einer Tankstelle kurz vor der Autobahn und sprach Leute darauf an, ob sie mich zur nächsten Mautstation bringen konnten. Dass jemand an dieser Stelle direkt nach Barcelona fuhr, hatte ich mir erst gar nicht erhofft. Ein Mini-Bus voller Gleichaltriger hielt an und sie nahmen mich mit – wie sich dann aber herausstellte mal wieder in die falsche Richtung.. Sie hatten mich missverstanden und dachten ich komme gerade aus Barcelona und will nach Berlin. Das war jedoch nicht weiter tragisch, da ich an der Mautstation bequem auf die andere Seite gehen konnte, um die Autos Richtung Süden abzupassen. Dort stand ich etwa zwei Minuten bis ich von drei Franzosen direkt nach Barcelona mitgenommen wurde. Mein bisheriges Tramp-Resumée aus Frankreich ist sehr gut. Ich könnte es mir nicht besser vorstellen. Ich stand nie länger als fünf Minuten, meist gerade mal eine oder zwei Minuten. Von Spanien habe ich gehört, dass es schwieriger sei, und bin gespannt wie es tatsächlich wird, wenn ich mich später nach Valencia aufmache. Immerhin habe ich dort bereits eine Couch zum Surfen gefunden. Hier in Barcelona habe ich bei meinem zweiten Couchsurfing direkt eine schlechte Erfahrung gemacht.. Durch Anschreiben einzelner Menschen fand ich leider nichts, weswegen ich dann in einer „Last-Minute-Group“ meine Anfrage postete. Dort schrieb mir dann auch jemand zurück, der durchaus nett zu sein schien. Nachdem ich hier ankam musste ich erst einmal warten, bis mein Gastgeber mit der Arbeit fertig war – was bis kurz vor 1.00 Uhr nachts dauerte. Als es dann soweit war wollte ich nur noch ins Bett. Aber das sollte wohl ein Traum bleiben. Ich sagte zwar immer wieder, wie müde ich war, aber er ignorierte es und schleppte mich zu einer Partymeile um dort etwas zu trinken – was ja genau meine Welt ist.. Ich hatte kaum eine Wahl, konnte schlecht ohne ihn und ohne Schlüssel mich in seiner Wohnung schlafen legen und wollte auch nicht um diese Uhrzeit durch die Stadt irren auf der Suche nach einem Hostel. Also trank ich ein Glas Wasser und versuchte ihm weiterhin klar zu machen, dass ich sehr müde war und mich schlafen legen wollte. Er jedoch versuchte mich die ganze Zeit dazu zu überreden, mit ihm Salsa zu tanzen. Irgendwann hatte er es endlich verstanden und wir gingen zu ihm, wo ich mich endlich in meinen Schlafsack kuscheln konnte – mit der Gewissheit mir für den nächsten Tag etwas anderes zu suchen. Morgens konnte ich dann noch nicht einmal ansatzweise ausschlafen, sondern sollte mit ihm um sieben Uhr das Haus verlassen, als er zur Arbeit ging. Also verbrachte ich den Samstag damit, müde durch die Stadt zu irren und ein Internetcafé und anschließend ein Hostel zu suchen. Ich wurde auch fündig, fand sogar ein sehr sauberes, gut ausgestattetes und günstiges Hostel, wo ich zwei Nächte buchte. Endlich konnte ich schlafen und dann gestern in aller Ruhe durch die Stadt spazieren und am Strand liegen. Barcelona ist eine Stadt, die sich sehr bemüht, angenehm zu sein, viel Natur, Kunst und Raum zu bieten. Die wichtigen Straßen sind sehr breit mit viel Platz für alle – Metro, Autos, Fußgänger, Inline-Skater und Fahrradfahrer. Es wachsen überall Bäume, wo es nur möglich ist, auf den Hauptstraßen stehen sie in sechs bis acht Reihen. Es gibt hier auch viele Parks und grüne Flächen. Aber je länger ich unterwegs bin, desto mehr sehne ich mich nach Ruhe, nach Natur pur und Raum. In einer anderen Metropole, die nicht so sehr um eine gute Atmosphäre bemüht ist, würde ich es wohl kaum aushalten, in Barcelona geht es gerade noch. Deswegen habe ich mich entschieden keinen Abstecher nach Madrid zu machen, sondern möglichst direkt nach Beneficio zu fahren. Ich möchte mich auch nicht wieder allzu weit vom Meer entfernen und freue mich in Valencia wieder eine Runde schwimmen gehen zu können. Schon als ich am Freitag hier her fuhr und ab und an auf der linken Seite von der Autobahn aus das Meer sah, bekam ich Herzklopfen. In Barcelona angekommen lief ich während der Wartezeit am Strand entlang und hatte dabei ein unheimlich wohliges Gefühl. Mit jedem Mal wird meine Liebe zum Meer größer und ich frage mich, wie ich je wieder eine längere Zeit ohne es aushalten soll.. Ich frage mich auch, woher dieses Gefühl kommt, mich am Meer unglaublich wohl und zu Hause zu fühlen, obwohl ich nie am Meer, noch nicht einmal an einem See lebte. Ich habe das Gefühl zu spüren, wie unglaublich groß und weit es ist, voller Leben und Tiefe. Das Gefühl, das ich gegenüber dem Meer habe, ist dem gegenüber Bäumen, vor Allem alten und großen, sehr ähnlich. Vielleicht sind es auch irgendwelche angenehmen Schwingungen, die von beiden ausgehen. Und obwohl ich noch nicht in Beneficio angekommen bin und obwohl ich derzeit ziemlich geschlaucht bin von meiner bisherigen Reise, denke ich schon über mein nächstes Abenteuer nach.
Eine Idee von vielen (die Welt ist voll unglaublich vieler Möglichkeiten :), ist die Meere zu bereisen. Ich habe auch ein sehr angenehmes Gefühl wenn ich Schiffe sehe, vor Allem Segelschiffe. Möglicherweise war ich in einem früheren Leben auf den Weltmeeren mit einem Segelschiff unterwegs und dadurch verbinde ich so positive Gefühle damit ^^ Ich frage mich wie ich am Besten, also am Kostengünstigsten, einige Zeit die Meere besegeln kann. Mir wurde mal erzählt, dass es eine alternativere Familie gibt, die auf einem Segelschiff lebt und ab und an Leute mit nimmt, die dann auf dem Schiff helfen und dafür dort ein paar Wochen oder Monate leben können. Etwas in diese Richtung suche ich, weiß jedoch nicht, wie ich das finden kann und was es noch für andere Möglichkeiten gibt. Wenn jemand irgendeine Ahnung hat, bitte schreibt mir ein Kommentar unter diesen Post! Vielen Dank!
Ich mache mich jetzt auf nach Valencia, bis bald!






Love is everywhere :)

Mandarinen, eine Palme, Sonne.. *seufz*

Ein Erdbeerfächer :)



Meer!

Der Versuch etwas schön zu machen, was nie schön sein kann.

Friday, May 14, 2010

Endlich in Montpellier und das "Warum"

Als ich mich vor zwei Tagen aufmachte um nach nach Montpellier zu trampen, hatte ich ein ungutes Gefühl. Die Stelle, die ich zum Trampen fand, war sehr unübersichtlich und die Autos hätten schlecht für mich halten können. Es hielt jedoch kurz ein Lastwagenfahrer um mir zu sagen, wo eine bessere Stelle war und andere Tramper sich immer hinstellten. Dort hin zu kommen war ein kleines Abenteuer, da es knapp nach der Auffahrt war und schon auf der Autobahn. Als ich da war, musste ich nicht lange stehen, vielleicht ein paar Minuten, und schon hielt ein Auto. Die Stadt, die der Fahrer mir nannte, kannte ich nicht, aber ich fragte ihn, ob es auf meinem Weg lag. Es schien so und ich stieg ein. Als wir im Auto noch einmal darüber redeten, stellte sich heraus, dass er in die andere Richtung fuhr. Wir waren jedoch schon ein paar Kilometer gefahren.. Er überlegte und ließ mich dann an einer Stelle raus, wo ich weiter in die richtige Richtung trampen konnte. Als ich bereits ausgestiegen war, fand ich die Stelle aber viel zu gefährlich und wollte die Autobahn verlassen und zurück laufen. Das war allerings sehr schwierig, da diese umzäunt war und ich mit meinem schweren Rucksack kaum klettern konnte. Ich fand dann aber eine kaputte Stelle um durchzukommen und ging den Weg zurück. Das war ein Punkt, an dem ich ziemlich fertig war – ich hatte nur sehr kurze Nächte hinter mir und nun das.. Ich wusste nicht, wo ich war und an welcher Stelle ich gut trampen konnte, meine Nerven lagen blank. Diese Flut an Erlebnissen wurde zu viel für mich. Während ich die Autobahn entlang zurück ging, entdeckte ich die Rhône. Ich hatte mir die Nacht vorher erhofft an die Stelle zu kommen, an der die Autobahn den Fluss kreuzt und wusste nun in etwa wo ich war. Ich entschied mich dafür, eine Pause zu machen und mich an den Fluss zu setzten. Es war bereits 16 Uhr, bis nach Montpellier brauchte ich 4 Stunden und ich wusste nicht, wo ich dort schlafen sollte – deswegen entschied ich mich dazu mir am Fluss eine schöne Stelle zu suchen und dort mein Zelt aufzuschlagen um nicht wieder nachts mir an einem fremden Ort einen Schlafplatz suchen zu müssen. Und auch um mich endlich auszuruhen, was dringend notwendig war. So hatte ich also meine Stelle gefunden, mein Zelt aufgebaut und konnte mir einen schönen, ruhigen Abend machen und sehr lange und halbwegs entspannt schlafen. Während ich über den Tag nachdachte, fiel mir auf, dass das Missverständnis mit dem Fahrer, meine Schuld war. Ich hatte ihm die falsche Autobahn genannt, und zwar genau die, die er nehmen wollte. Ich fragte mich, ob es nicht auch genau so wie es war, gut war und ich mir selbst dadurch ermöglicht hatte, mich etwas auszuruhen. Nach neun Stunden Schlaf – was so unglaublich lange und gut war – war ich mir am Morgen nicht sicher, ob ich wieder trampen konnte, da es wieder stark nach Regen aussah. Mittags hellte es aber kurz auf und ich nutze den Moment aus um alles zusammen zu packen. Das gute Wetter hielt an und ich schätzte, dass ich noch zwei trockene Stunden hatte um weiter zu trampen. Direkt an der Autobahn waren mir die Stellen aber zu gefährlich und ich fand, dass das Schild, das ich hatte, auch zu klein war. Ich suchte und fand direkt einen größeren Karton. Ich entschied mich dazu, an einer kleinen Auffahrt zu stehen – rechnete aber damit dort lange warten zu müssen, da nur wenige Autos vorbei fuhren. Ich schrieb groß A7 drauf, drehte das Schild zu den vorbeifahrenden Autos, wollte es mir gerade gemütlich machen, als es hinter mir hupte. Es hatte schon ein Auto angehalten. Der Fahrer meinte, dass die Stelle, an der ich Stand nicht so gut war, er zwar woanders hinfuhr, mich aber zur nächsten Mautstation (péage) bringen konnte, wo ich bessere Chancen hatte. Ich war total verdutzt vor lauter Nettigkeit! Dort angekommen, stand ich eine Minute bis ein Auto anhielt. Der Fahrer fuhr zu einer Stadt, die etwa auf der Mitte des Weges lag. Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich da wieder gut wegkommen würde, stieg aber trotzdem ein. Als er mich dann wiederum zwei Stunden später an einer péage rausließ, sah ich ein Restaurant, ging dort schnell auf die Toilette und dann wieder zurück zur péage. Ich war noch nicht mal angekommen, hatte das Schild noch nicht gezeigt, als direkt ein Auto hielt. Wie sich rausstellte, wollte der Fahrer auch noch genau nach Montpellier. Es passte alles zusammen, als ob ich den Weg genauso geplant hatte. Was für ein glücklicher Zufall ;) Für Montpellier hatte ich eine CouchSurfing-Gelegenheit gefunden, wo ich auch jetzt gerade bin, und finde es unglaublich entspannend hier zu sein. Die Hosts (ein Paar) sind unglaublich (!!) nett und warmherzig, es ist hier auch gerade eine andere Surferin aus Deutschland und es ist schön mal wieder Deutsch zu sprechen. Ich konnte hier auch noch einen weiteren Tag bleiben um dann heute Mittag in aller Ruhe nach Barcelona zu trampen.
Die letzten Tage waren sehr anstrengend. Nicht mehr als eine Nacht an einem Ort zu bleiben, der Stress, sich in der Fremde einen Schlafplatz suchen zu müssen, in einer immer noch recht fremden Sprache zu sprechen, die neuen Erlebnisse beim Trampen, das Gewicht der Tasche, die ständige Ungewissheit, wo ich morgen bin.. Ich bin all diese Dinge noch nicht gewöhnt und die drei Tage haben mich sehr geschlaucht – vor Allem psychisch. Als ich gestern am Fluss zeltete und schon ein bisschen mehr Ruhe hatte, fiel mir auf, dass ich zwar mit meinem ersten Text in diesem Blog erklärt hatte, wie ich dazu kam, das zu tun, was ich tue, aber ich habe nicht wirklich geschrieben, warum ich es tue. Das habe ich mich gestern dann selbst gefragt: Warum mache ich das eigentlich? Und mir fiel auf, dass ich darauf keine klare Antwort geben konnte. Mir fielen ein paar mögliche Gründe ein, aber irgendwie beantworteten sie nicht wirklich das „Warum“. Vor Allem: Warum mache gerade ich das eigentlich? Ich bin ein ungemein bequemer, oft auch fauler Mensch. Ich mag die Sicherheit und Ruhe. Ich habe lange Zeit keine wirklichen Entscheidungen treffen wollen und bevorzugte es, mich treiben zu lassen. Ich bin recht ängstlich und besonders wenn es um meine körperlichen Fähigkeiten geht, bin ich sehr unsicher. Und doch setzte ich mich solch starken Erlebnissen aus. Als ich mich fragte, warum gerade ich das mache, fiel mir doch eine Antwort ein für das „Warum“ – wenn es auch sicherlich noch weitere gibt. Ich will werden, wer ich wirklich bin, tief in mir drin. Ich will auf die Suche gehen nach meinem wahren Ich und es heraus kramen. Das bequeme Ich, das faule Ich ist ein Ergebnis von äußerlichen Einflüssen, der Gesellschaft. Es ist auch eine Reaktion auf die Gesellschaft. Es ist nicht der Mensch, der ich wirklich bin, unabhängig von dem Äußeren. Und um an mein wahres Ich heran zu kommen, kann ich nicht in meiner gewohnten Umgebung bleiben und gewohnte Dinge tun. Ich muss mich da herausreißen und mich in eine vollkommen neue Welt setzen und vollkommen neue Dinge tun – und das immer wieder, bis ich durch all das Fremde und Neue mich selbst wieder finde. Ich glaube, wie ich schon einmal sagte, dass der Mensch ein ungemein schönes und starkes Wesen ist, aber so wie wir aufwachsen und leben geht fast all die Schönheit verloren. Wir werden schwach und unsicher, wir denken nicht mehr klar, weil wir Angst haben, wir sind unglaublich leicht beeinflussbar und verletzlich. Aber das muss so nicht bleiben, wir können wieder die Schönheit in uns selbst entdecken. Doch wir können das nicht tun, indem wir in der Welt bleiben, die sie uns weggenommen hat.

P.S.: Ein Bild gibt es aus Montpellier auch noch ;)

Tuesday, May 11, 2010

Stuck in Irigny

Ich bin gestern etwa 15km der Autobahn entlang von Lyon aus bis nach Irigny gewandert ohne eine gute Stelle zum Trampen oder einen Schlafplatz zu finden. Es reihten sich Ortschaft an Ortschaft, Gebäude an Gebäude und eingezäunte Natur an eingezäunte Natur. Meine Muskeln und Füße schmerzten, das ungewohnte Gewicht auf dem Rücken zog mich hinunter und scheuerte an meinen Hüftknochen, es wurde kühl und dunkel. Ich entschied mich, das Nächstbeste zu nehmen und das schien eine grüne Insel innerhalb eines Kreisverkehrs zu sein. Ja, es klingt verrückt, doch wenn man müde und erschöpft ist und nichts Gutes findet, ist eine Verkehrsinsel unheimlich attraktiv ;) Ich entdeckte eine Stelle, die recht gut verdeckt war - zumindest von drei Seiten - und baute dort mein Zelt auf. Es war der erste und sicherlich nicht der letzte Moment, in dem ich sehr froh darüber war, dass es in einer Tarnfarbe ist. Von einer Seite konnte ich gesehen werden, aber ich hoffte, dass das Zelt in der Dunkelheit mit dem Hintergrund verschwamm und dass die Fahrenden auch eher auf den Verkehr, als auf die Insel achteten. Ich schlief kaum und sehr unruhig, weil die lauten Autos mich oft aufweckten und ich durch die Lichter und das Rascheln in den Büschen immer das Gefühl hatte, entdeckt zu werden. Das Wandern war für den Körper anstrengend, das Schlafen für den Geist - weswegen ich nicht mehr als drei Stunden schlafen konnte. Ich packte meine Sachen und wollte zunächst weiterwandern. Als ich aber ein Stück gegangen war und feststellte, dass ich nicht wusste, wie ich in der Nähe der Autobahn bleiben könnte, weil die Wege alle von ihr weg zu führen schienen, kehrte ich zum Kreisverkehr zurück und wollte dort versuchen zu trampen. Ich stand etwa 10 Minuten da, als es in Strömen zu regnen begann und seit dem hat es nicht aufgehört. In dem Regen trampen wollte ich nicht - vor Allem war es fast aussichtslos, da die meisten keine nassen Menschen mitnehmen wollen.. Ich setzte mich dann also unter die Überdachung eines französischen Fast Food Restaurants bis es öffnete und seit dem sitze ich drinnen, habe mit 3€ für 3 Fruchtbecher (in denen tatsächlich frische und keine gesüßten oder Dosenfrüchte sind!) diesen Wahnsinn "Fast"- oder eher "Junk"-Food unterstütz - nehme mir aber im Gegenzug kostenloses W-LAN (Ich finde es überaus interessant, wie viel einfacher es ist an Internet, und auch noch kostenloses, zu kommen und wie viel schwerer es ist, ein kleines Fleckchen Natur zum Schlafen zu finden.), Strom, Wasser, Benutzung der Toiletten und die Annehmlichkeiten der Wärme und der Sitzgelegenheit. Ich glaube, ich koste gerade mehr als ich einbringe. Zumindest hoffe ich das.. Sobald es aufhört zu regnen mache ich mich auf und versuche so weit zu trampen, wie möglich. - Ich wurde hier gerade von einem jungen Mann angesprochen, der in vier Monaten ebenfalls eine längere Reise macht und sich dafür interessiert, wohin ich reise und wie es klappt. Er fand sehr interessant, was ich tue und hat um die Adresse meines Blogs gebeten - nun wollen schon zwei nicht-Deutschsprachige ihn lesen. Mal sehen, ob ich demnächst die Zeit finde ihn auf Englisch zu übersetzen :) Es ist ein eigenartiges Gefühl ganz alleine unterwegs zu sein und mit völlig neuen Situationen konfrontiert zu werden. Ich bekomme allmählich ein Gefühl dafür, wie sich Leben anfühlt, intensivstes Leben mit jeder Faser. Auch wenn es gerade sehr anstrengend ist, weil ich keine Erfahrungen habe und alles neu ist, merke ich, dass es mir doch gefällt. Das Leben nimmt eine vollkommen neue Form an und das fühlt sich richtig an. Passend dazu habe ich gerade auf der Suche nach CouchSurfing-Möglichkeiten in Barcelona ein Zitat auf einem Profil entdeckt:

"A man needs to travel. By his own means, not by stories, images, books or TV. By his own, with his eyes and feet, to understand what he is. To some day plant his own trees and give them some value. To know the cold to enjoy the heat. To feel the distance and lack of shelter to be well under his own ceiling. A man needs to travel to places he doesn't know to break this arrogance that makes us see the world as we imagine it, and not simply as it is or may be. That makes us teachers and doctors of what we have never seen, when we should just be learners, and simply go see it."
Amyr Klink

Mit diesen Worten: Bis bald! Es hat aufgehört zu regnen :)

Mein Schlafplatz.

Monday, May 10, 2010

In Lyon

Der Glücks-Cent, den ich gefunden habe, hat seinen Dienst getan. Mein erster Tramping-Versuch war sehr erfolgreich. Ich stand etwa 10 Minuten an dem empfohlenen Spot und schon wurde ich aufgenommen – für die komplette Strecke nach Lyon. Der nette Mensch, der mich mitgenommen hat, hatte für seinen Umzug von Paris nach Lyon einen Sprinter gemietet und wollte nun Gesellschaft während der langen Fahrt - ein Franzose, der aber zufälligerweise auch noch flüssig Spanisch sprach, da seine Frau Kolumbianerin ist. (Ich nenne ihn im Folgenden mal Marc) So hatte er mir dann während der Fahrt viel Französisch und etwas Spanisch-Unterricht gegeben. Vier Stunden lang mich auf Französisch zu unterhalten war zwar anstrengend, aber auch eine super Übung. Marc bemühte sich, sehr langsam und ein einfaches Französisch zu sprechen, verstanden habe ich ihn dennoch nicht immer ganz – er mich glaube ich auch nur teils.
Er kommt aus einer ganz anderen Welt (oder wohl eher komme ich aus einer anderen Welt..) und ich habe ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt, da ich keine Lust hatte mich zu erklären, womöglich verteidigen zu müssen und auf ihn wie ein Fremdkörper in seinem Auto zu wirken. Ich habe ihm zum Beispiel gesagt, dass ich nur eine Pause vom Studium machte oder dass ich mir kein Sandwich kaufen möchte, weil ich bereits gegessen hatte. Es ist ermüdend alles erklären zu müssen und da scheinbar nichts, was ich tue, normal ist, komme ich sehr oft in die Situation, es doch zu erklären.
Ich finde es jedoch auch interessant in solchen Momenten in eine andere Rolle zu schlüpfen, zu schauen, wie Menschen sich mir gegenüber zeigen, wenn ich mich nicht „enttarne“ und um so Zugang zu andersartigen Menschen zu bekommen, aber auch um mir selbst vorzustellen, wie mein Leben hätte bisher anders verlaufen können, was für ein anderer Mensch ich hätte sein können. So haben wir uns also unter Anderem darüber unterhalten, was ich nach dem Studium machen möchte ;)
Ich konnte dennoch auch ein bisschen Rohkost-Werbung machen. Ich hatte mir in Paris nämlich einen Smoothie gemacht und in meine Flasche gefüllt. Er wurde darauf aufmerksam und fragte, ob das Suppe sei. Ich erklärte ihm, was es war und was drin war (Salat, Banane, Datteln, Erdnüsse) und er fand es sehr interessant. Vielleicht macht er sich nun auch einen :) Als er erfuhr, dass ich nicht wusste, wo ich in Lyon schlafen würde, begann er sich Sorgen um mich zu machen. Es war Mitternacht als wir ankamen und es regnete. Er sagte, dass er Angst hätte mich jetzt einfach so raus zu lassen und bot mir sogar an, dass ich, wenn ich wollte, bei seinem Freund, bei dem er seine Sachen erstmal in der Scheune unterstellte und übernachtete, auch übernachten konnte. Ich war mir tatsächlich sehr unsicher darin, mir nachts in Lyon einen Schlafplatz zu suchen und so nahm ich das Angebot an. Der Freund wohnte in einem kleinen Ort 20 km von Lyon entfernt – aber die Entfernung war kein Problem, da Marc am nächsten morgen wieder nach Paris zurückfuhr um das Mietauto abzugeben und mich dabei wieder im Zentrum von Lyon absetzen konnte. Beim Freund angekommen, half ich erstmal dabei, die Möbel und Kartons aus dem Auto zu tragen und fiel dann um etwa 2 Uhr nachts müde ins Gästebett – welches im Vergleich zu meiner möglichen Alternative, ein Zelt im Regen, sehr luxuriös war. Aber schon nach vier Stunden musste ich wieder aufstehen, damit Marc mich nach Lyon fahren konnte. So bin ich seit 6.30 Uhr morgens hier in Lyon unterwegs und sitze gerade in einer Seitenstraße mit meinem Netbook, während ich das Wetter genieße und die umhergehenden Menschen beobachte. Lyon ist eine sehr schöne Stadt, sie ist sehr groß, aber dennoch sehr übersichtlich und nicht überfordernd oder hastig. Und die Menschen sehen zwar eher oberflächlich und genervt aus, sind bei direkter Ansprache aber überaus freundlich und hilfsbereit. Ich habe keine Ahnung, wo ich heute übernachten werde, ich denke, dass ich mal der Autobahn entlang wandere, um dann irgendwo im Feld mein Zelt aufzuschlagen und morgen früh nach Montpellier zu trampen. Ich hatte ursprünglich vor, nach Marseille zu gehen, aber Marc meinte, dass Montpellier wesentlich schöner sei und da es auch eher auf meinem Weg und ebenfalls wie Marseille an der Küste liegt, habe ich mich umentschieden. Zudem hat mir Marcs Freund noch angeboten, dass ich dort bei einer Freundin von ihm schlafen könnte, was ich unheimlich nett fand und ich werde auch vielleicht dieses Angebot annehmen.
Bis bald - wahrscheinlich in Montpellier!

Luxus pur in der Nähe von Lyon ^^


In Lyon.








In einer Seitenstraße.





Sunday, May 9, 2010

Achja..

Hier übrigens ein Video von meinem Endziel Beneficio :) Viel Spaß!

Abschied von Paris

Heute ist mein letzter Tag in Paris und meine Reise geht weiter. Ich bin heute noch einmal zu einem Bioladen gegangen um mir Proviant zu kaufen und bin dabei über einen Flohmarkt in der Rue Mouffetard gestolpert. Es verkauften Privatpersonen entlang der Straße ihre aussortierten Habseligkeiten - so wie ich Flohmärkte mag. Und mitten drin wurde ein Straßenmusicalstück aufgeführt.
Nun habe ich meinen Proviant, die Sachen werden gleich gepackt und dann geht es los: Ich trampe das erste Mal. Ich bin ziemlich aufgeregt und hoffe, dass alles gut funktioniert. Ich habe mich auf http://hitchwiki.org über den besten Spot für mein Ziel informiert, habe ein großes Schild und einen dicken Stift und habe vorhin ein 1-Cent-Stück und den Ring gefunden, den ich verloren zu haben glaubte - es kann nichts mehr schief gehen ;)
Mein nächster Eintrag dann womöglich aus einem Internetcafé in Lyon oder wie weit ich eben komme oder wohin es mich verschlägt..
Au revoir!


Flohmarkt in der Rue Mouffetard.


Das Straßenmusical.


Notre Dame.

Saturday, May 8, 2010

Zweiter Tag - Auf der Suche nach dem alternativen Paris..

Heute haben wir das alternative Paris gesucht. Gefunden haben wir es auch - im Sinne von nicht-touristisches Paris, jedoch nicht im Sinne von alternatives Paris wie Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin. Wir haben es in Montreuil gefunden, direkt am Boulevard Périphérique. Ob das genau genommen noch zu Paris gehört? Zum Stadtkern jedenfalls nicht.. Das Viertel wurde im Internet zwar als alternativ bezeichnet, war jedoch einfach nicht so touristisch und schick wie das Centre, sondern eher unschön mit Stadtautobahn-Charme. Wir waren dort auf einem Flohmarkt, Puces de Montreuil. Ich hatte mir von diesem mehr erhofft, da in einer Beschreibung viel Gutes stand. Es gab da zwar viel Second-Hand-Ware, aber weniger wie gehofft Second-Hand-Kleidung, sondern eher gebrauchte Autoteile, Küchenbedarfsartikel und Bohrmaschinen. Dinge, die tatsächlich etwas für mich hätten sein können, gab es auch - nicht nur massenweise, sondern leider auch Massenware, made in China.. Ich wurde dennoch fündig. Ich suchte noch nach Büchern für die Reise und hatte mir gedacht, ich könnte mir ein Französisches besorgen um meine Kenntnisse etwas aufzufrischen. Auf dem Flohmarkt habe ich dann ein gebrauchtes Buch gefunden mit dem Titel "Les plaisirs du voyage" (Die Freuden des Reisens) aus dem Jahre 1950. Von meiner Gastgeberin habe ich dann noch das Buch "Planet der Taugenichtse" bekommen - über eine positive Utopie, in der anarchistische Bewohner_innen auf einen anderen Planeten verbannt werden. Beide Bücher klingen passend für meine Reise und ich bin gespannt, wie sie mich begleiten werden. Später hatte ich mir dann das 3ème Arrondissement, in dem ich untergekommen bin, näher angeschaut. Wer interessiert ist an etwas teurerem Shopping oder einfach interessantem Schaufensterbummel, dem_der kann ich die Rue Vieille du Temple empfehlen. Auf ihr befinden sich viele Mode-Shops, aber auch andere Läden, die schön und kreativ eingerichtet sind. Mein bisheriges Résumé aus Paris: Ich denke, dass Paris noch viele weitere unentdeckte Seiten hat, aber ein paar Tage schlicht nicht ausreichen, um sie zu finden. Sie scheinen etwas besser versteckt zu sein und befinden sich möglicherweise auch nicht auf der Straße, sondern in irgendwelchen Kellern oder Appartments. Ich würde gerne wieder kommen, jedoch würde ich dann länger bleiben wollen - mehrere Wochen - und bei mehreren, möglichst unterschiedlichen CouchSurfing-Hosts unterkommen um entsprechend möglichst unterschiedliche Seiten Paris' zu entdecken.

Hier die Schnappschüsse des heutigen Tages:

Auf dem Weg nach Montreuil :/


"Paris wie Sie es nie gesehen haben" - Das haben wir gesucht...


...und das haben wir gefunden - Puces de Montreuil.


"Flower Power" vor einem Blumengeschäft.


Rue Vieille du Temple.


Boulevard du Temple.


Rue de Renard.

Friday, May 7, 2010

Bilder von meinem ersten Tag in Paris

Irgendwann bin ich doch eingeschlafen und trotz des kurzen Schlafes und der großen Müdigkeit, habe ich es geschafft recht früh aufzustehen und einige Stunden durch die Stadt zu spazieren. Herausgekommen ist dabei Folgendes:

Die Schlange vor dem Centre Pompidou..







Angriff!

Kinoflair im Café. Der Film: Die Straße.







Vis à vis.

Auch ein schönes Leben :)







Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind nun abgehakt und ich werde morgen versuchen eine alternativere Seite Paris' zu finden :)

Paris und "Was wäre wenn.."

Mein erster Tag in Paris neigt sich langsam seinem Ende zu. Und es war ein anstrengender Tag..
Ich bin heute Nacht um etwa 00.30 Uhr mit einer Mitfahrgelegenheit in Paris angekommen – war jedoch erst kurz vor 3.00 Uhr bei der Freundin, bei der ich die Tage in Paris unterkomme. Was habe ich bloß diese ganze Zeit gemacht? Zunächst einmal wollte ich mit der Métro zu ihr fahren. Stellte jedoch fest, dass es in Paris das gleiche System wie in London gibt, nämlich dass mensch nur zum Gleis kommen kann, wenn vorher bereits ein Ticket gekauft und am Durchgangs-Automaten (wie nennen sich diese Dinger?) eingescannt wurde. Ich konnte aber leider keinen Automaten zum Kauf eines Tickets finden und der Schalter war gerade nicht besetzt. Ich rannte hin und her, suchte nach Menschen. Schließlich fand ich eine nette Französin, die mir helfen wollte. Auch sie fand keinen Automaten und spendierte mir deswegen freundlicherweise eine Fahrt mit ihrem Monatsticket. Aber leider war es schon zu spät, die letzte Métro für die Nacht war bereits abgefahren. Ich ging wieder hoch und in die Richtung einer anderen Métro-Station in der Hoffnung, dass dort noch etwas fuhr. Ich fand die Station zwar, kam aber ein paar Minuten zu spät für die letzte Fahrt an.
Auch Busse und andere öffentliche Verkehrsmittel fuhren nicht mehr. Ich musste wohl mit meinem schweren Rucksack nachts in einer fremden Stadt zu Fuß gehen.. (Taxi kam für mich nicht in Frage - ich will es mir ja nun nicht so einfach machen ;). Es war eigentlich eine ganz gute Übung für den Anfang meines allein-und-ungeplant-Reisens. Ich lief zwar manches Mal nicht ganz richtig, einmal fast im Kreis, da ich mich nur mit den sporadisch vorkommenden und nicht so genauen Bushaltestellen-Fahrplänen orientieren konnte, kam aber an meinem Ziel an. Unterwegs fragte ich ab und an nach dem Weg (auf Französisch – es war in den letzten zwei Jahren doch nicht verloren gegangen, nur etwas eingeschlafen :) und kam so ins Gespräch mit einem netten, jungen Mann aus Kanada, der seit einigen Monaten in Paris lebte. Er begleitete mich das letzte Stück, da er in die gleiche Richtung musste, und wir unterhielten uns übers Reisen. Nur der Französisch-Englisch-Misch-Masch war etwas verwirrend, da wir uns nicht recht für eine Sprache entscheiden konnten..
Als ich endlich da war, fiel ich nur noch müde ins – äh – auf die Isomatte. Aber obwohl ich so müde war gingen mir trotzdem die bereits gefundenen Eindrücke aus Paris und die Fahrt noch lange durch den Kopf.

Die Fahrt war sehr interessant – ich hatte diese Vorahnung bereits als ich noch in Karlsruhe auf den Fahrer wartete. Ich fuhr mit zwei Cosmopoliten. Einem scheinbar recht hohen Tier in einer Automobilfirma, der Süd-Tiroler Herkunft war, in Frankreich studiert hatte, in München arbeitete und mit seiner französischen Frau und ihrem gemeinsamen Sohn in der Nähe von Paris wohnte. Und mit einem französischen Dokumentar-Filmer, der schon in jedem Land im Rahmen seiner Arbeit gewesen zu sein schien, und mit seiner deutschen Frau und ihren Kindern in Freiburg wohnte.
Die beiden hatten viel Interessantes zu erzählen, vor Allem der Dokumentar-Filmer hatte schon viel gesehen und erlebt – zum Beispiel war er an Bord mit Sea Shepherds während sie eine Waljagd verhinderten. Aber vor Allem fand ich interessant, dass auch diese beiden doch so sehr in der Gesellschaft und dem Kapitalismus verankerten Menschen, viel, viel Kritik äußerten am System. Bei dem, was sie so sagten, fragte ich mich wie sie trotz dieser Einsichten und Erfahrungen nicht auch zusammenpackten und gingen. Ich weiß natürlich nicht, was die Gründe sind, ich kann mir nur vorstellen, dass sie vielleicht zum Einen immer noch an das Grundsystem glauben und denken, dass es nur verbessert werden müsse, zum Anderen wird es wohl auch die Angst sein – die Angst vor dem Unbekannten, die Angst, die sichere Umgebung zu verlassen und die Angst, dass es keine Alternative gibt. Wenn wir uns nie auf die Suche nach ihr begeben, können wir immer die Hoffnung bewahren, dass es sie doch irgendwo gibt.
Auch ich habe diese Ängste. Ich weiß aber nicht, warum ich dennoch gehe. Vielleicht weil ich jung bin und noch nicht richtig eingespannt wurde in das System.. Vielleicht auch weil es mir so schwer fällt mich an alle dortigen Regeln zu halten – ich beherrsche es nicht mich an Regeln zu halten, die ich nicht für richtig halte. Ich beherrsche es nicht, runter zu schlucken und abzuwarten. Ich meine das keinesfalls negativ gegenüber denen, die es beherrschen. Das ist prinzipiell eine wertfreie Eigenschaft, sie kann negativ, aber auch positiv sein – so könnte sich zum Beispiel erst einmal im System hochgearbeitet werden um es dann von Innen heraus zu verändern und zu verbessern. Oder es könnte Geld gespart werden dadurch und dann damit ausgestiegen und eine Stück Land oder Ähnliches gekauft werden. Ich hatte mir diese Möglichkeiten überlegt, aber es liegt mir einfach nicht.. Also werde ich wohl arm und machtlos bleiben ^^

Was mich etwas erschaudern ließ auf der Fahrt: Die beiden kamen irgendwann darauf, dass es eigentlich das Beste wäre, wenn alle sich ein Stück Land kauften und autark lebten und sie fragten sich, was dann geschehen würde. Dass wohl eine Revolution ausbrechen würde und alles lahm gelegt wäre.
Ich erschauderte, weil ich mir drei Tage zuvor die Frage stellte: Was wäre, wenn alle täten, was sie glücklich machte? Ich hatte bereits angefangen einen Text dazu zu schreiben und mir zu überlegen: Was wäre wenn? Und was hält uns davon ab?
Ich dachte mir ebenfalls, dass wohl eine Revolution ausbrechen würde – aber keine gewalttätige, wütende, sondern eine friedliche Revolution. Eine Revolution des nicht „Nicht-Tuens“, die nur daraus besteht, nicht mehr zu tun, was nicht gewollt wird, nicht mehr unterstützen, was korrupt und zerstörerisch ist, nicht mehr an dem System teilhaben – sondern aussteigen.

Nun mögen wohl einige sich denken, dass Chaos herrschen würde und es doch zu Zerstörung kommen würde. Und das mag vielleicht auch richtig sein – aber das muss nicht negativ sein bzw. bleiben. Das Wichtige wäre danach nicht wieder zu allem Negativen zurückzukehren, sondern aus dem Chaos etwas Neues, möglicherweise nie zuvor da Gewesenes, zu gebären. Eine neue Form des Miteinanders – mit uns selbst, mit anderen Menschen, mit anderen Tieren, Pflanzen, dem Planeten und Allem, was es sonst noch gibt. Natürlich wünsche ich mir selbst aber eine friediche Revolution! Oder eher eine Evoution.
Ich bin davon überzeugt, dass der Moment kommen wird, in dem die meisten, wenn nicht alle Menschen mutig sind, auszusteigen, nicht mehr mitzumachen bei dieser Verrücktheit. Und was jetzt getan werden kann bis es soweit ist, ist dass sich Einige schon auf den neuen Weg machen, um es den Anderen dann später einfacher zu machen. Und dass Erfahrungen und Einsichten festgehalten werden.
Jedes Ende ist auch ein Anfang. Und es kann ein wunderbarer Anfang sein.

(Ich finde es übrigens gerade sehr passend, dass ich in Paris bin, dem Zentrum der französischen Revolution. Ich bleibe gespannt, was noch alles passen wird im Lauf meiner Reise.)

Thursday, May 6, 2010

Karlsruhe

Back home in Karlsruhe :)













Genug geträumt, jetzt wird erlebt ;)

Ich weiß nicht, was die Mädels da machen, aber ich fahre nach Paris! A bientôt!

Wie ich zur Rohkost kam..

Zum ersten Mal erfahren habe ich von der Rohkost kurz nachdem ich mich für eine vegane Lebensweise entschieden hatte, im Sommer letzten Jahres. Ich hatte dadurch begonnen, darüber nachzudenken, was ich esse, woher es kommt und was es bewirkt. Ich recherchierte im Internet und stieß schnell auf die Rohkost. Ich wusste davor nicht, dass es Menschen gibt, die sich roh ernährten. Ich hatte darüber auch überhaupt nicht nachgedacht. Es schien immer normal zu sein, sich von hauptsächlich gekochter Nahrung zu ernähren.
Aber die Rohkost hatte sofort eine starke Anziehungskraft auf mich. Sie erschien mir auf Anhieb plausibel und logisch.
Also bemühte ich mich darum, mehr Rohkost in meinen Alltag einzubauen. Zum Beispiel zum Frühstück und als Zwischenmahlzeit nur Rohes zu essen oder die Beilagen roh zu lassen, viel Salat zu essen und so weiter. Nach einem Monat versuchte ich es dann mit drei 100% rohen Tagen (wobei ich erst danach erfuhr, dass selbst Bio-Nüsse nicht pauschal roh waren..). Diese Tage fühlten sich zwar sehr gut an, waren aber doch sehr anstrengend. Ich bekam allmählich ein Gefühl dafür, was für eine starke Suchtwirkung Kochkost hat. Und das stärkte den Wunsch in mir, roh leben zu wollen. Ich wollte nicht abhängig sein. Ich wollte nicht mehr Dinge in meinen Körper stecken, die ihm überhaupt nicht bekamen – nur weil ich „nicht anders konnte“. Ich wollte nicht „nicht können“.

Ich war schon überrascht über die positiven Veränderungen, die der Veganismus mit sich brachte. Ich hatte mehr Energie, schnelleren Muskelaufbau, ich war weniger anfällig, meine Verdauung und meine Haut verbesserten sich. Vorher hatte ich auch seit Jahren viele Probleme mit meiner Lunge und meinen Atemwegen. Ich war ständig krank, bekam schnell Halsschmerzen und schon nach kurzer Betätigung an der frischen Luft hatte ich einen schleimigen Husten. Mit der Ernährungsumstellung hin zum Veganismus wurde das alles sehr viel besser. Ich konnte endlich draußen Fahrrad fahren ohne Angst zu haben, danach krank zu sein. Ich vermute, dass ich eine leichtere Laktose-Intoleranz habe wie so viele (ich würde sogar sagen mindestens 95% der Bevölkerung – ohne dass sie es wissen) und dadurch meine Immunkräfte ständig geschwächt waren.
Der Veganismus war so eine Erleichterung. Ich stellte auch fest, wie sehr Krankheit und Unwohlsein ein Teil meiner Realität und des Alltags waren, einfach dazu gehörten, ohne dass ich viel hinterfragte. Erst als sie weg waren, merkte ich, dass sie ständig da gewesen waren und wie sehr sie mich beeinflusst hatten. Und ich fragte mich, was die Rohkost wohl alles verändern würde. Was noch Normalität für mich zu sein schien, obwohl es eben nicht „normal“ war.
Ich wollte wissen, was wahre Gesundheit bedeutete.

Mit der Zeit aß ich zwei/drei Tage am Stück roh und dann wieder etwas Unrohes. Ich spürte immer deutlicher, dass die rohen Tage sich so viel besser anfühlten als die unrohen. Ich wurde die Kochkost satt. Im Herbst entschied ich mich dann, es zu probieren mich bis auf Weiteres roh zu ernähren. Die ersten zwei Wochen waren toll. Auch danach war es immer noch gut, aber mich suchte allmählich die Sucht nach Kochkost heim. Ich hatte sie immer noch unterschätzt. Zudem machte ich mir den Umstieg nicht gerade leicht. Ich verlangte alles auf einmal von mir: Fast keine Nüsse zu essen, nichts zuzubereiten, allgemein wenig zu essen, zu studieren, mich tierrechtlerisch und gesellschaftlich zu engagieren, das Stadtleben in Berlin auf zu saugen.. So viel Neues, so viele Eindrücke, so viel Umstellung. Es war zu viel. Ich schaffte damals nur einen Monat. Leider stürzte ich direkt in eine Junkfood-Phase. Der Verzicht – was es damals tatsächlich war – bewirkte, dass ich mich danach nur noch vollstopfen wollte.
Ein wichtiger Punkt war auch, dass rohe Nahrung einen sensibler macht insofern, als dass es nicht den dämpfenden Effekt von Kochkost hat. Der Entzug der Gefühlsdämpfer war hart. Ich fühlte plötzlich so viel und wusste nicht, woher es kam. Ich war nicht darauf vorbereitet, wusste nicht, dass Kochkost diesen Effekt hatte und er nun „fehlte“.
Ich nahm stark zu, aß viel und viel Schlechtes. Vor allem viel, viel Emotionsnahrung, die die aufgekeimten Gefühle unterdrücken sollte. Durch Kochkost verschwinden die negativen Gefühle jedoch nicht. Sie sind immer da, nur sehr tief verborgen und sie kommen unkontrolliert und explosionsartig raus, ohne dass ich sehen konnte, woher sie kamen. Mit Rohkost musste ich lernen, mich direkt mit den Gefühlen auseinander zu setzen.

Es war damals eine sehr schlechte Phase. Mein Körper rebellierte gegen die Kochkost, aber mein Geist war zu schwach, die Rohkost zu leben, wenn er es auch genauso wollte.
Nach einigen Monaten, am Ende des Winters, fühlte ich mich mental wieder etwas gestärkt. Und ich wollte es diesmal anders versuchen – entspannt, ohne mir etwas auf zu zwingen, sondern es sich entwickeln lassen. Ich besuchte einen Workshop für rohe Essenszubereitung. Wir machten dort Suppe, Pudding und einen Kuchen – alles roh. Ich spürte sofort, dass es mir helfen konnte beim neuen Versuch. Auch der dortige Austausch mir Gleichgesinnten war wunderbar. Ich las von Victoria Boutenko das Buch „12 Steps to Raw Food“ und begann, mir rohe Köstlichkeiten zubereiten zu lernen. Ich nahm mir vor, es wieder mit Rohkost zu versuchen. Nicht dogmatisch, sondern einfach zu versuchen, roh zu essen, und wenn die Lust auf Kochkost stark wurde, mich dahingehend auch mal gehen zu lassen um danach wieder zur Rohkost zurückzukehren. Letztlich stellte sich aber raus, dass die Lust auf Kochkost nicht mehr aufkam, dass ich entspannt roh blieb. Ich war auf alles vorbereitet. Lust auf Süßes und Fettes konnte ich mit rohen Gerichten stillen, ich war emotional und psychisch gestärkt, hatte viele Tricks und Tipps selbst herausgearbeitet und von anderen bekommen, hatte Gleichgesinnte um mich herum, konnte andere zur Rohkost inspirieren – und hatte die Kochkost absolut satt.
Ich ließ mich auch innerhalb der Rohkost erstmal gehen. Es war mir in erster Linie wichtig, dass alles roh war – ob sehr süß oder fett oder viel war egal.

So ernähre ich mich nun seit drei Monaten roh, und es ist für mich mittlerweile Normalität.
Jetzt bin ich gefestigt in der Rohkost – und ich denke, gefestigt genug um allmählich meine Essgewohnheiten weiterhin zu verbessern. Denn „hauptsache roh“ halte ich für einen guten Anfang, aber keine dauerhafte Lösung. Ich esse recht viele Nüsse, Trockenfrüchte und Zubereitetes und merke das allmählich auch wieder an meinem Gewicht, meiner Energie und Stimmung. Es ist noch nicht das Optimum. Ich möchte mich so gut fühlen wie möglich. Und dazu gehören wie ich denke viele Früchte, viel Grünes und nur wenig bis nichts Fettes oder Verarbeitetes
Bis ich das Optimum erreicht habe, wird es sicherlich noch dauern. Ich möchte es auch hier so handhaben, dass ich nichts erzwinge – ein bisschen anstupsen, ja, aber es soll sich allmählich und in seiner Zeit entwickeln. Wir leben viel zu schnell und erwarten unheimlich schnell Ergebnisse – ich habe noch viele, viele Jahrzehnte vor mir und nehme mir die Zeit, die ich brauche :)

Bye Bye Berlin

Am 23.04. hieß es Abschied nehmen. Ich habe Berlin sehr lieb gewonnen und freue mich, im Sommer wieder zu kommen!

La Gomera

Eindrücke aus La Gomera





Zwei Schwänze!
Der Lorbeerwald.








Die Schweinebucht.