Tuesday, August 24, 2010

Ein kleiner Gang durch Beneficio...

...und durch meine Zeit hier.

Als ich in Beneficio ankam, hatte ich bereits über die Freundin einer Freundin einen Kontakt hier und über diesen Kontakt konnte ich mein Zelt auf einer Terrasse aufstellen und für mich sein. Andernfalls wäre ich vielleicht im Tal geblieben und hätte mein Zelt dort aufgestellt, wo auch andere Camper ihre Zelte haben. Wie schon erwähnt gibt es viele, die Beneficio nur für ein paar Tage oder Wochen besuchen, besonders zur Ferienzeit, und diese sind meist in einem kleinen Waldstück, das den Anfang Beneficios darstellt.
Davor liegt der Car Park. Ein häßlicher Parkplatz auf dem auch einige in ihren Wohnmobilen oder zusammen gezimmerten kleinen Häuschen seit Jahren wohnen. Hier liegt recht viel Müll rum, wird öfter laute, elektronische Musik gespielt und Alkohol getrunken und hier sind leider oft Betrunkene zu finden, wohingegen innerhalb Beneficios niemand betrunken sein sollte. Der Car Park wäre der häßliche Teil Beneficios, nur dass es eigentlich kein Teil Beneficios ist. Offiziell beginnt Beneficio mit dem Waldstück, dennoch ist der Car Park ein Teil des Alltags hier.

Dem Weg durch den Wald folgend kommen wir direkt auf die Big Lodge zu – der Gemeinschaftsplatz. Es gibt hier einen großen gemeinschaftlichen Garten, eine Freiluftküche, ein 10m weites Tipi, dass bei Regen und im Winter genutzt wird, und eine Fläche unter Bäumen, die im Sommer genutzt wird. Hier wird mehrmals im Lauf des Tages gemeinschaftlich Essen zubereitet (Gemeinschaftsessen ist immer vegetarisch und meist auch vegan). Wenn das Essen fertig ist, wird viermal durch ein Horn geblasen um allen Bescheid zu geben. Das Essen ist aus dem Garten oder wird mit gespendetem Geld gekauft – dieses ist entweder aus der „Magic Box“, die neben dem schwarzen Brett vor dem Tipi steht, oder aus dem „Magic Hat“, der ab und an begleitet von einem gemeinsam gesungenen Lied durch die Runde gereicht wird.
Neben dem Essen spielt die Musik eine große Rolle. In der Big Lodge liegen viele Trommeln und ein paar andere Instrumente, damit sich jedeR etwas greifen und spielen kann. Manchmal gibt es auch tagsüber Musik, meist aber eher abends. Irgendwas gibt es eigentlich jeden Abend, doch was genau ist jeden Tag eine Überraschung. Manchmal sind nicht viele da, manchmal ist die Big Lodge voll. Manchmal sind die meisten Gesichter fremd, manchmal sind viele Bekannte da. Manchmal wird leise vor sich hingetrommelt, manchmal werden gemeinsam Bhajans gesungen, manchmal wird wild gejammt, manchmal spielen einzelne ihre gecoverten oder auch selbstkomponierten Songs vor. Manchmal wird auch gar nichts gespielt, sondern nur gequatscht. Oft gibt es etwas zu lachen. Manchmal gibt es besondere Überraschungen und ein Saxophonist ist da oder eine Geigerin oder es gibt eine Feuershow zu sehen, oder es werden neue Lieder aus aller Welt von den Besuchern gesungen und gespielt. Wenn immer ich Lust habe und nicht allzu müde bin, gehe ich zur Big Lodge und schaue, was es so gibt. Oft genug bleibe ich :)
Vor Allem einmal im Monat, zu Vollmond, sollte mensch sich die Big Lodge nicht entgehen lassen. Da finden sich die meisten Menschen zusammen und es gibt viel Essen und Musik.

Dem Weg nach der Big Lodge immer weiter folgend, zur Linken von einem Fluß begleitet, könnten wir irgendwann rechts abbiegen und hoch gehen, wo es einen kleinen Pool gibt. Dieser ist etwa fünf auf zehn Meter groß und im Wasser hat Mensch einen Blick durch die Berge. Ein eigenartiges Gefühl im Wasser zu sein und eine Aussicht auf die Berge zu haben..
Oder aber wir entscheiden uns weiter gerade aus zu laufen, lassen uns von den Windungen des Weges und den Gärten links und rechts nicht irritieren und kommen zu einem sehr großen Wasserfall. Es gibt hier viele kleinere Wasserfälle, dieser jedoch ist der größte und wenn das Wasser nur so runterfällt – leider kommt nicht immer so viel Wasser – ist es ein unheimliches Vergnügen an einem heißen Tag unter dem eiskalten Schwall zu stehen.
Neben dem Wasserfall gibt es einen kleineren Pool. Zum Bahnen schwimmen ist der Pool zu klein und nicht überall tief genug, für eine kleine Abkühlung aber immer gut und vor Allem wird er von Quellwasser gespeist. Direkt neben dem Pool ist nämlich eine Quelle mit frischem Schneewasser aus den Gipfeln der Berge. Es gibt viele Quellen in Beni (Kosename Beneficios), aber ich denke, dass das Wasser aus dieser Quelle das Beste ist.

Wenn wir nun wieder den Weg ein Stück zurück gehen, sehen wir zur Rechten zwei Baumstämme, die über den Fluß führen, an dem entlang wir größtenteils gelaufen sind. Hier ist auch ein Schild auf dem Brot und Käse auf spanisch und englisch beworben wird, das neben dem Fluß verkauft wird. Diesen Fluß überquerend und den Berg hinauf steigend kommen wir irgendwann, wenn wir die richtigen Abbiegungen nehmen, auf die Terrasse, auf der ich bisher gelebt habe. Auf der rechten Seite der Terrasse gibt es ein kleines Steinhaus, dass ursprünglich ein kleiner Pool werden sollte, dann zu einem Haus umgebaut wurde, nun aber hoffentlich wieder bald zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt werden kann.
Die Terrasse ist bereits sehr schön, doch ich habe mich nun in eine zwei Terrassen höher gelegene Terrasse verliebt. Nach ein paar Unsicherheiten, Gerüchten jemand anderes wollte auch dort wohnen, die sich aber als falsch herausgestellt haben, bin ich nun endlich hier.

Aber warum bin ich hierher hochgezogen, wenige Zeit bevor ich zurück nach Deutschland komme? Habe ich etwa vor hierher zurück zu kommen, gar hier zu leben?
Die eindeutige Antwort darauf wird sich wohl erst mit der Zeit und dem aktiven leben der Antwort zeigen – denn ich lasse mich nicht mehr festlegen. Ich genieße nun die Freiheit, jederzeit eine komplett andere Richtung einzuschlagen.
Doch ja, derzeit habe ich die Idee hier den Winter zu verbringen und dann weiter zu schauen. Die Reiselust hat mich noch lange nicht verlassen. Doch ich wünsche mir auch eine Art Heimbasis zu haben, wohin ich immer wieder zurückkehren kann und wo ich auch immer wieder ausruhen kann. Vielleicht ist Beneficio hierfür geeignet.

Und sonst so? :)

Ich bin nun mit einer Tierfreundin. Ich habe mich in einen hier geborenen Welpen verliebt und wir sind nun seit zwei Monaten zusammen unterwegs und planen, den Rest unseres Lebens gemeinsam zu verbringen. Sie heißt Luna. Wir sind sehr glücklich zusammen :)

Ich genieße das Leben. Und die Rohkost. Mehr dazu nächstes Mal ;)

(Ich würde gerne mit Fotos von Allem dienen, doch leider ist meine Kamera kaputt und es gibt in dem hier benachbarten Dorf keine Gute. Somit müssen wir warten bis ich mir eine neue in Deutschland gekauft habe und wieder hier bin ;)

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